Heiße Hollywood-Jungmänner haben Ähnlichkeit mit Nagetieren, findet das Internet – und ruft den „Hot Rodent Men“-Trend aus. Ist das schon Bodyshaming?
Früher malte man zwei Punkte, einen Strich und einen Kreis drumherum: fertig war ein Gesicht. Kategorien wie „schön“ und „hässlich“ blieben da außen vor. Heute reicht das nicht mehr, denn in einer Welt, in der Bilder regieren, sind Vergleiche nicht weit – und niemals zu absurd. So kam es, dass da draußen irgendein Scherzkeks auf die Idee kam, junge Hollywood-Männer würden wie Nagetiere aussehen. Ein Trend war geboren und er wird andauern – zumindest für die nächsten 48 Stunden.
„Hot Rodent Men“ heißt der neue Begriff, der den klassischen Schönling auf den Prüfstand stellt. Denn „Heiße Nagetier-Männer“ sind eher schlank als muskelbepackt. Sie haben keine weichen Konturen wie Chris Hemsworth oder der junge Brad Pitt, sondern „kantige“ Gesichter mit größeren, leicht abstehenden Ohren.
Das steckt hinter dem Internet-Trend „Hot Rodent Men“
Vertreter dieser unkonventionellen Schönheit seien Sänger Matty Healy, Schauspieler Jeremy Allen White und die beiden „Challengers“-Stars Josh O’Connor und Mike Faistaus. Ob auch Timothée Chalamet genügend Maus-Attribute habe, ist strittig. Manche sehen in ihm eher eine Katze. Und würde er noch leben, wäre Serge Gainsbourg heute wohl der Ober-Nager der Trendbewegung.
Soft Jocks neuer Typ Mann12.23
Style-Redakteure der „New-York-Times” diskutierten in einem Artikel soeben angeregt über das neue Phänomen:
„Nager sind ja eine viel größere Gruppe als nur Mäuse, richtig? Wikipedia sagt, zu den Nagetieren gehört alles, vom Biber bis zum Wasserschwein.“
„Ich würde nicht alle Männer, über die jetzt online diskutiert wird, zur Gruppe „Rodent Men“ zähen. Johnny Depp? Kieran Culkin? Das ist zu weit gefasst.“
„Da stimme ich zu. Aber könnte Jesse Plemons nicht als Bibertyp durchgehen?“
Der Leserschaft gefällt das ganz und gar nicht. Unter dem Post zum Artikel stehen bereits mehr als 6000, teils sehr wütende Kommentare. Von „Entmenschlichung“ ist da die Rede, von „Bodyshaming“. Ach was.
Jemanden als Mausgesicht zu bezeichnen, ist nicht mehr als ein harmloser Scherz, wenn man bedenkt, dass jeder Quadratzentimeter des weiblichen Körpers eine eigene, etablierte Bezeichnung hat: Orangenhaut, Fettknie, Achselspeck, Wöchel (wenn die Wade direkt in den Fußknöchel übergeht). Marionettenfalten, Krähenfüße, Zornesfalte, Nasobialfalten, Bunny- und Barcode-Lines, nicht zu vergessen: der Truthahnhals!
Der „Heiße-Nager-Trend“ zeigt nur, wie gnädig die Gesellschaft mit den Makeln von Männern umgeht
Während Frauen überschminken, wegspritzen und hochtackern sollen, zeigt der „Heiße-Nager-Trend“ nur, wie gnädig die Gesellschaft mit den Makeln von Männern umgeht. Und dass optische Schwachstellen sie nur interessanter, gar liebenswerter machen. Ein Typ kann mit seinem Malle-Bierbauch die halbe Fußgängerzone einnehmen und gilt als „Bärchen“, während eine Frau mit Bäuchlein bitte in ein Quetschkorsett gehört (siehe „Skims“-Linie von Kim Kardashian). Auch geht eine Frau mit tiefen Stirnfalten wohl nicht als „kernig“ durch, sondern als Kandidatin für „Baby Botox“.
Wenn nun also exorbitant attraktive Schauspieler wie Josh O’Connor angeblich einem Nagetier ähneln und dabei noch als „heiß“ gelten, ist das hinnehmbar. Rémy aus „Ratatouille“, Stuart Little, Feivel, der Mauswanderer: Man(n) könnte in schlechterer Gesellschaft sein.