Damals sammelte man Einträge im Poesiealbum, heute im sogenannten Scrapbook. Was der Unterschied ist und warum es zu den wertvollsten Dingen im Besitz unserer Autorin gehört, schreibt sie hier.
Es ist eines der ersten Geburtstagsgeschenke, an das ich mich erinnere: ein Poesiealbum. Das Cover war rot, blaues Meer, auf einer Luftmatratze sonnte sich Diddlmaus. Cool, fand ich damals, hauptsächlich wegen der berühmten Maus, die Ende der 90er nahezu jeden Schulranzen, jede Federtasche und jedes Blatt Papier zierte. Den Wert des Buches lernte ich erst zwanzig Jahre später schätzen, als das Poesiealbum längst ein fancy Update hinter sich hatte: Scrapbook.
Was ist ein Scrapbook?
Scrapbooks sind Wundertüten der persönlichen Erinnerungskultur. Sie erzählen Geschichten, wahre Geschichten, keine Märchen. Geschichten von Freunden, Verwandten, Verflossenen, vielleicht sogar späteren Feinden, wer weiß. Allem voran lassen die Geschichten nicht vergessen, weder die Menschen, die sie schrieben, noch die Zeit, die man mit ihnen hatte. Wie sich das Scrapbook vom Poesiealbum unterscheidet.
Ein Poesiealbum ist quasi der ältere Cousin des Scrapbooks. Während ein Poesiealbum hauptsächlich dazu dient, dass Freunde und Familie nette Sprüche und Gedichte eintragen, ist ein Scrapbook vielseitiger und kreativer gestaltet. Es ist ein Mix aus Tagebuch, Fotoalbum und Kunstbuch, in dem man nicht nur irgendwelche (sind wir ehrlich: meist abgeschriebenen) Gedichte, sondern auch Bilder, Tickets und viele andere Erinnerungsstücke sammelt. Kurz gesagt: Ein Poesiealbum ist eher wortzentriert, ein Scrapbook lebt von Vielfalt.
Scrapbook-Ideen: So können Einträge aussehen
Zugegeben: Ich habe absolut keine Ahnung, wo mein Diddl-Poesiealbum heute steckt. Ich würde es nur zu gern wissen, wahrscheinlich aber nie erfahren. Heute führe ich ein neues, ohne Maus auf dem Cover. Es ist braun mit goldenem Rahmen, sieht hochwertig aus, das war mir ein Anliegen. Die Seiten sind dick, blanko, in leichtem Cremeton. Es muss schließlich etwas hermachen, wenn es in 200 Jahren in einem Museum ausgestellt wird und fremde Menschen sich an der kreativen Leistung meiner Freunde begeistern – oder zumindest, wenn irgendwelche Nachfahren es im Keller verstauben lassen.
Darin sind Einträge von Großeltern, Geschwistern, Eltern, Freunden, Kollegen. Ein Freund beklebte die Seiten mit Taylor-Swift-Zitaten, meine Schwester beichtete mir ihre Kindheitsschandtaten, Oma und Opa baten darum, nie vergessen zu werden, ein weiterer Freund klebte QR-Codes hinein, die zu unseren gemeinsamen Songs führen. Alle Einträge sind persönlich, emotional, und überraschen, machen Freude beim Lesen. Sie können aber auch eine der nachfolgenden Ideen umsetzen.
Scrapbook-Zubehör: So können Sie das Buch gestalten
Fotos: Natürlich gehen die besten Schnappschüsse immer. Ob Urlaubsfotos, Selfies mit Freunden oder, oder, oder – alles rein ins Buch. Polaroids sehen besonders hübsch aus.Tickets und Eintrittskarten: Die Kinokarte vom ersten Treffen, das Festivalband vom letzten Sommer, Boardingpässe vom gemeinsamen Flug – Erinnerungen zum Anfassen.Zeichnungen, Stempel, Sticker und Kritzeleien: Wer kann, sollte auf jeden Fall den inneren Picasso entfesseln. Visualisierungen machen sich in Scrapbooks immer gut. Notizen und Zitate: Lustige Sprüche, inspirierende Zitate oder einfach nur tiefe Gedanken lösen beim Lesen Emotionen aus.Fundstücke aus der Natur: Getrocknete Blumen, Blätter oder sogar Sand vom Lieblingsstrand sind besonders ansehnlich.Stoff und Spitze: Ein Stück vom Lieblingskleid oder ein Schnipsel der Hochzeitsschleife – Scrapbooks leben von kleinen, persönlichen Details.
Ein Scrapbook ist etwas Besonderes, persönlich, greifbar und mit Liebe gemacht. Es hält wichtige Momente und Erinnerungen auf eine kreative und individuelle Weise fest. Für mich ist mein Scrapbook wie eine kleine Zeitkapsel, die ich immer wieder durchblättern kann, um in Erinnerungen zu schwelgen und mich an besondere Menschen zu erinnern. Und wer weiß, vielleicht wird es eines Tages zu einem Familienerbstück, das Generationen begeistert – in meinem Keller wird es jedenfalls nicht verstauben.
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