Alba macht die Basketball-Finalserie spannend. Nach dem Sieg in München kann der Titel daheim fix gemacht werden. Große Töne spuckt aber kein Berliner. Die Statistik spricht sogar für Bayern.
Alba Berlin hütete sich vor Kampfansagen. Klar, der Auswärtssieg im Finale der Basketball-Bundesliga beim FC Bayern sorgte bei den Hauptstädtern für reichlich Stolz und Genugtuung.
Dazu kommt die Vorfreude, dass durch das 1:1 in der Best-of-Five-Serie nun zwei Spiele an der Spree folgen, in denen Alba vor eigenem Publikum Meister werden kann. Trotz des Heimvorteils will Alba die Favoritenrolle aber „überhaupt nicht“ beanspruchen, wie Trainer Israel Gonzalez klarstellte. Er warnte stattdessen vor Partie drei am Mittwoch (20.30 Uhr/Dyn): „Das wird sehr, sehr schwer. Bayern hat unglaubliche Spieler und einen unglaublichen Coach.“
Allzu kühne Prognosen verbieten sich auch deshalb, weil Berlin den 79:70-Sieg im zweiten Final-Match einzuschätzen weiß. Er kam auch deshalb zustande, weil die Bayern auffallend viele Würfe vermasselten – bezeichnenderweise blieb etwa Nationalspieler und Weltmeister Andreas Obst, einer der besten Schützen Europas, komplett ohne Punkte. „Da hatten wir natürlich Glück“, sagte Alba-Sportdirektor Himar Ojeda über Münchens Treffunsicherheit.
Taumelnde Boxer und „furchtbare Schmerzen“
Und noch einen Aspekt hob der Spanier heraus: Berlin ist weit über die Schmerzgrenze hinausgegangen am Ende einer Saison mit mehr als 80 Spielen, an deren Ende etliche Alba-Leistungsträger verletzt fehlen. „Wir haben es geschafft, noch mal alle Kräfte zu mobilisieren“, sagte Ojeda und verglich den Zustand seines Teams mit dem eines angeschlagenen Boxers: „Wir stehen noch, auch wenn ich nicht weiß wie. Und wir versuchen nicht nur, keine Treffer zu kassieren, sondern wir schlagen auch zurück. Ich bin sehr stolz.“
Das Gesicht der Selbstaufopferung ist Kapitän Johannes Thiemann, der beim Finalauftakt wegen einer schmerzhaften Knieverletzung noch gefehlt hatte, im zweiten Spiel aber die Zähne zusammenbiss. Immer wieder humpelte der Weltmeister mit schmerzverzerrtem Gesicht über das Parkett. „Ich wollte ein paar Minuten machen, um den Jungs eine Pause zu gönnen. Aber natürlich bin ich nicht bei 100 Prozent“, räumt er beim Sender Dyn ein. Sportdirektor Ojeda wurde deutlicher: „JT hat furchtbare Schmerzen.“
Von wegen Heimvorteil
Unter all diesen Umständen ist die Finalserie der zwei deutschen Vorzeigeclubs weiter offen. Zumal das mit dem Heimvorteil ohnehin so eine Sache ist. „Das hier ist mein achtes Jahr bei Alba“, erzählte Ojeda. „Ehrlich gesagt haben sie uns meist in unserer Halle geschlagen. Ich gehe nicht davon aus, dass sie sonderlich beeindruckt sind, auswärts zu spielen. Ich erwarte die besten Bayern bislang.“
Ojedas Erinnerung trügt nicht: Seit seiner Ankunft in Berlin im Februar 2016 gingen von insgesamt 16 Partien am Berliner Ostbahnhof zehn an die Bayern. Von 2017 bis 2022 trafen Alba und die Bayern in fünf Playoff-Serien aufeinander – und in jeder gewann München einmal auswärts.
Bayern will hungriger sein
Um auch diesmal in der Fremde zu jubeln, muss sich Bayern steigern im Vergleich zu Spiel zwei. Coach Laso meinte lapidar: „Wir müssen unsere Würfe treffen.“ Den Gegner besser zu verteidigen, würde auch nicht schaden. Beim Berliner Sieg am Montag bekam der Pokalsieger Berlins Ex-NBA-Profis und Topscorer Matt Thomas (21 Punkte) und Sterling Brown (17) nicht in den Griff. „Sie waren einfach hungriger als wir“, sagte Bayern-Profi Sylvain Francisco.
Aber auch wenn München seit vier Jahren auf den Meistertitel wartet, sind Optimismus und Selbstverständnis à la FC Bayern noch da. Aufbauspieler Nick Weiler-Babb sagte: „Gegen wen wir auch spielen, wir glauben immer an unsere Chance.“