Experten wussten, dass es existiert, doch die Kunstwelt rätselte, wo es geblieben war: Ein verschollen geglaubtes Gemälde von Ernst Ludwig Kirchner ist nun für sehr viel Geld versteigert worden.
Ein lange verschollen geglaubtes Ölgemälde von Ernst Ludwig Kirchner ist am Freitag in München für fast sieben Millionen Euro versteigert worden. Für genau 6.958.000 Euro kam das Bild „Tanz im Varieté“ aus dem Jahr 1911 unter den Hammer, wie das Auktionshaus Ketterer mitteilte. Eine Sprecherin nannte das einen „Spitzenpreis“. Der Schätzpreis hatte zwischen zwei und drei Millionen Euro gelegen.
Dass das Bild überhaupt den Weg in eine Versteigerung fand, ist eine kleine Kunstsensation, denn sein Verbleib war jahrzehntelang ungeklärt. Inzwischen weiß man: 80 Jahre lang befand es sich in einer Privatsammlung in Baden-Württemberg. Bis es wieder auftauchte, war es – auch bei Experten – ausschließlich als Schwarz-Weiß-Abbildung bekannt.
Wo genau das Gemälde wann war, wollen Experten derzeit noch herausfinden. Klar ist nach Angaben des Auktionshauses nur, dass es kurz nach seiner Entstehung ausgestellt wurde und dann in den 1920er Jahren nochmal. Davon existieren laut Ketterer Bildaufnahmen. Kirchner selbst habe das Bild mehrfach fotografiert.
Zum letzten Mal ausgestellt wurde „Tanz im Varieté“ Ende 1923 in Berlin. Danach verloren sich die Spuren und das Bild verschwand aus der Öffentlichkeit.
Das 120 mal 145 Zentimeter große Werk ist „eines der außergewöhnlich großformatigen Bilder im Werk Kirchners“, schrieb das Auktionshaus bei der Ankündigung der Versteigerung. Der Expressionist Kirchner habe damit seine Faszination für den Tanz verarbeitet. Das Gemälde zähle zu den letzten Werken, die Kirchner (1880-1938) in Dresden zum Thema Zirkus und Varieté gemalt habe.
Kirchner war Mitbegründer der Künstlervereinigung „Die Brücke“. Gemeinsam mit Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff und dem heute weniger bekannten Fritz Bleyl hatte er die Gruppe 1905 in Dresden gegründet.
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