Ein ungewöhnliches Manuskript des Romans „Der Fremde“ des französischen Schriftstellers Albert Camus ist in Paris für 656.000 Euro versteigert worden. Das teilte das Auktionshaus Tajan am Mittwoch in Paris mit. Die Identität des Käufers wurde zunächst nicht bekannt. „Der Fremde“ gilt als Klassiker der Literatur des 20. Jahrhunderts und zählt in vielen Schulen zur Pflichtlektüre.
Das Manuskript ist mit „April 1940“ datiert, ist aber nach Einschätzung von Experten erst zwei Jahre nach der Veröffentlichung des Romans 1942 erstanden. Möglicherweise hat Camus es selbst im Auftrag eines zahlungswilligen Literaturliebhabers erstellt, da er in dieser Zeit knapp bei Kasse war. Darauf deuten zahlreiche Abweichungen zu einem weiteren erhaltenen Manuskript sowie humorvolle Skizzen des Autors am Rand hin. „Die Geschichte des Manuskripts bleibt geheimnisvoll“, hieß es im Auktionskatalog.
Das Manuskript wechselte bereits 1958 und 1991 auf Auktionen den Besitzer. „Der Fremde“ hatte eine erste Auflage von 4400 Exemplaren, wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs aber schnell ein Bestseller.
„Heute ist Mutter gestorben. Oder vielleicht gestern, ich weiß es nicht“, so lauten die berühmten ersten Sätze der Hauptfigur Meursault, eines französischen Siedlers in Algerien, der aus unerfindlichen Gründen einen Araber getötet hat.