Liebeserklärung als Graphic Novel: George Lucas ist ein Visionär, Perfektionist und extrem detailversessen – deshalb lieben wir „Star Wars“

Manche von uns wird „Star Wars“ fast ein Leben lang begleiten, vielen Dank dafür! Die jüngste Biografie „George Lucas – Der lange Weg zu Star Wars“ mit einer Art integriertem Making-of sorgt auf wunderschöne Weise dafür, für immer ein Fan zu bleiben.

Selbst Fans, die mit „Star Wars“ aufgewachsen sind, haben wohl noch nie einen so tiefen und persönlichen Einblick in die Entstehung von „Krieg der Sterne“ enthalten, wie ihn diese Graphic Novel liefert. „George Lucas – Der lange Weg zu Star Wars“ ist eine Biografie und zugleich ein Making-of, wie man sie sich liebevoller, lebendiger und einfühlsamer kaum vorstellen kann. Die Entstehungsgeschichte des ersten „Star Wars“-Films von 1977, der mittlerweile „Episode IV: Eine neue Hoffnung“ heißt, liest sich wie ein Drehbuch, dessen Verfilmung man allzugern sehen würde. Denn die wichtigsten Zutaten dafür sind alle vorhanden: Der Leidensweg des kreativen Einzelgängers und Perfektionisten George Lucas, der Ärger mit den Studios und eine Liebesgeschichte mit einer starken Heldin. 

„George Lucas – Der lange Weg zu Star Wars“ von Renaud Roche (Illustration) und Laurent Hopman (Szenario), Splitter-Verlag. 208 Seiten, gebunden, 29,80 Euro. Erhältlich u.a. bei Amazon und Thalia.
© Splitter

Ein Unfall mit weitreichenden Folgen

Bereits als Kind hat George Lucas in seiner eigenen Welt gelebt, was ihn in den Augen seiner Eltern und Lehrer zu einem faulen Sonderling machte. Heute würde man sein Verhalten wohl als das eines klassischen Nerds mit einer ausgeprägten Leidenschaft bezeichnen: Science Fiction. Als Jugendlicher wollte Lucas Rennfahrer von Beruf werden und verhielt sich auf der Straße entsprechend. Nach einem schweren Autounfall überdachte er im Krankenhaus jedoch seinen Plan – und beschloss zu studieren. Die Wahl seines Studienfachs Film sahen seine Eltern allerdings kritisch. Sein Vater hatte gehofft, dass der Sohn mit in seinen Schreibwarenladen einsteigen würde. Doch sein Bauchgefühl gab George Lucas Recht: Bereits für seinen ersten Studentenfilm „THX II38 4EB“ erhielt er eine Auszeichnung und zudem lernte er im Studium für ihn wichtige Menschen kennen – von seiner zukünftigen Frau, der Cutterin Marcia Griffin, bis hin zu seinem Freund und Förderer Francis Ford Coppola.

Mit „American Graffiti“ bringt Universal im August 1973 Lucas‘ ersten Megaerfolg in die Kinos, nachdem das Studio sich ewig Zeit mit dem Vertrag gelassen hatte und im Hause Lucas das Geld extrem knapp geworden war. Nur mit von Freunden geliehenen Beträgen konnten er und Marcia sich über Wasser halten – und waren dann plötzlich Millionäre. Das brachte zumindest in finanzieller Hinsicht Entspannung, denn parallel quälte sich Lucas mit dem Verfassen des ersten Drehbuchs für „Star Wars„, für das er bis zum Sommer 1974 brauchte. Er hasste es zu schreiben, aber da niemand sonst wusste, was er sich vorstellt, muss er es notgedrungen selbst tun.

Castings, Technik und wieder ein wankelmütiges Studio – der Kampf um „Star Wars“

Bemerkenswert eindrucksvoll gelingt es dieser Graphic Novel, die Detailbesessenheit von George Lucas darzustellen. Allein für das Casting der Hauptrollen lässt er mehr als 2000 Schauspieler vorsprechen, manche kommen nur mit einem Satz zu Wort und er weiß: „Der ist es nicht.“ Er wollte zudem um keinen Preis Darsteller, die bereits in „American Graffiti“ mitgespielt hatten, um die Zuschauer nicht zu verwirren, und machte schließlich doch eine Ausnahme. Weil ihm die Chemie zwischen Luke, Leia und Han Solo besonders wichtig war, besetzte er, weil sich die Schauspieler so gut verstanden, Han Solo mit Harrison Ford, obwohl er eine kleine Rolle in „American Graffiti“ gehabt hatte. Dass Lucas dieses Ausschlusskriterium später nicht mehr anwandte, beweist seine Besetzung des berühmten Archäologen in „Indiana Jones“.George Lucas hatte klare Visionen für die Optik von „Star Wars“: Der Millennium-Falke war für ihn (und später wohl auch für alle Fans) das wichtigste Raumschiff des Films. Er wünschte sich eine Optik „in der Mischung aus einem Hamburger und einem Schweinekotelett“. Seine Vision wurde perfekt umgesetzt.
© Renaud Roche/Splitter Verlag

Um die Weltraumschlachten mit computergestützten Spezialeffekten seinen Wünschen entsprechend gestalten, Geld sparen und in Kalifornien drehen zu können, gründete George Lucas eine eigene Firma. Dies sollte sich später im scheinbar endlos andauernden Kampf um Verträge und Finanzierung mit Twentieth Century-Fox als überaus kluger Schachzug herausstellen. 

Dass die Umsetzungen so exakt wie möglich seiner Fantasie entsprechen mussten, zeigt sich an allen Stellen. George Lucas ist unabkömmlich und nicht ersetzbar, was ihm schon in jungen Jahren körperlich zu schaffen machte. Seine Beschreibungen für die Entwickler und Gestalter haben immer einen besonderen Charme. Da er stets bemüht war, für seine Produktionen die besten Leute zu holen, werden seine etwas kryptisch beschriebenen Wünsche dennoch zu seiner Zufriedenheit erfüllt.

Exakte Vorstellungen von der Ausstattung hatte George Lucas für sämtliche Details. Die Kreativen an seiner Seite sorgten dafür, dass sie detailliert umgesetzt wurden, hier etwa bei Chewbacca.
© Renaud Roche / Splitter Verlag

Wer sich auch nur ein bisschen für Science-Fiction, den Weltraum und die starke Helden interessiert, wird an den „Star Wars“-Filmen kaum vorbeigekommen sein. Die Graphic Novel „George Lucas – Der lange Weg zu Star Wars“ ist das unterhaltsamste Hintergrundwissen, das man dazu lesen kann. Auch wenn er jetzt schon 80 Jahre alt ist: Kann der Erfinder sie bitte selbst verfilmen? Wir wären Ihnen auf ewig dankbar, George Lucas!

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