Die US-Bürgerin Amanda Knox, die im Zusammenhang mit einem Mordfall in Italien vor Jahren für Schlagzeilen sorgte, ist am Mittwoch erneut der Verleumdung schuldig gesprochen worden. Ein Gericht in Florenz bestätigte in einem neu aufgerollten Verfahren im Beisein von Knox die frühere Verurteilung zu einer Haftstrafe, die ihr jedoch erlassen wird.
In dem Verfahren ging es nicht direkt um den Mordfall von 2007, in dem Knox letztlich freigesprochen worden war, sondern um die fälschliche Anschuldigung eines Barbesitzers.
Knox weinte, als das Gericht sie wegen Verleumdung erneut zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilte, die sie jedoch nicht antreten muss, da sie bereits im Zusammenhang mit dem Mordfall vier Jahre im Gefängnis saß.
Knox hatte während einer Vernehmung durch die Polizei den unschuldigen kongolesischen Barbesitzer Patrick Lumumba des Mordes an ihrer Mitbewohnerin Meredith Kercher beschuldigt. Dafür war Knox 2011 wegen Verleumdung zu drei Jahren Haft verurteilt worden.
Im Oktober vergangenen Jahres kassierte Italiens Oberstes Gericht das Verleumdungsurteil und setzte eine Neuverhandlung in Florenz an.
Knox hatte erklärt, sie sei während der Polizeiverhöre angeschrien und geschlagen worden. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte urteilte 2019, dass Knox während ihrer Vernehmung keinen angemessenen Rechtsbeistand oder professionellen Übersetzer an ihrer Seite gehabt habe.
„Amanda ist sehr erschüttert über das Ergebnis dieser Anhörung. Ihr ging es um einen Schlusspunkt unter 17 Jahre gerichtlicher Verfahren“, sagte ihr Anwalt Carlo Dalla Vedova Journalisten vor dem Gerichtsgebäude in Florenz.
„Wir sind sehr überrascht von dem Ergebnis, der Entscheidung“, fügte er hinzu. Sie würden die Urteilsbegründung, die innerhalb der kommenden 60 Tagen vorliegen werde, sorgfältig lesen. Danach werde über „die nächsten Schritte“ und über einen möglichen Widerspruch entschieden.
Knox, die in dem Mordfall 2015 endgültig freigesprochen worden war, hatte am Montag im Onlinedienst X erklärt: „Ich hoffe, meinen Namen ein für alle Mal von den falschen Anschuldigungen gegen mich reinzuwaschen“.
Ihre Mitbewohnerin in der italienischen Stadt Perugia war am 2. November 2007 halbnackt und mit durchgeschnittener Kehle in der gemeinsamen Wohnung entdeckt worden. Die Leiche der Britin Meredith Kercher wies 47 Messerstiche auf, die Studentin war zudem vergewaltigt worden. Der Fall, in dem Knox stets ihre Unschuld beteuerte, sorgte weltweit für Aufsehen.
Knox und ihr früherer italienischer Freund Raffaele Sollecito wurden 2009 in erster Instanz zu 26, beziehungsweise 25 Jahren Haft verurteilt. Nach einem jahrelangen juristischen Tauziehen sprach das oberste italienische Gericht die beiden 2015 wegen schlampiger Ermittlungen in dem Fall endgültig frei. Knox saß vier Jahre in Italien im Gefängnis, bevor sie in die USA zurückkehren konnte.