Nach der tödlichen Messerattacke gegen den Polizisten Rouven L. in Mannheim sind die unterschiedlichsten Kommentare zu hören. Warum es für uns als Gesellschaft in dieser Situation nur eine Reaktion gibt.
Ein junger Mensch ist tot. Gestorben beim Versuch, anderen Menschen zu helfen. Vor unseren Augen. Wir alle konnten in den sozialen Netzwerken auf Videos sehen, mit welcher Kaltblütigkeit der Mörder, ein mutmaßlicher Islamist aus Afghanistan, dem Polizisten Rouven L. auf dem Marktplatz in Mannheim in den Kopf stach. Von hinten, die Wehrlosigkeit des jungen Mannes ausnutzend. Rouven L. wurde nur 29 Jahre alt. Ein Alter, in dem man das Leben noch vor sich hat.
Es kann in dieser Situation nur eine angemessene Reaktion geben. Trauer, Entsetzen, Mitgefühl mit der Familie. Und die Frage, was wir als Gesellschaft tun können, um die besser zu schützen, die uns schützen.
Jugendleiter Polizei zu Mannheim 12:18
Stattdessen sind viele andere Reaktionen zu hören. Von Kommentatoren im Internet, die dem Polizisten ein fehlerhaftes Verhalten unterstellen. Ohne dass sie jemals ihr Leben für irgendetwas riskiert und auch nur den blassesten Schimmer von solchen Einsätzen hätten.
Da sind die Linksextremen, die das Opfer als Vertreter eines verhassten „Schweinesystems“ verächtlich machen, frei von staatstheoretischer Kenntnis, nur ihrer eigenen Verblendung frönend.
Und es gibt die, die den Reflex haben, den Schock der Nachricht zu relativieren. Indem sie etwa darauf verweisen, dass es auch bei der Polizei Missstände gibt. Oder in anderen Berufen das Sterblichkeitsrisiko höher ist.
Das alles ist falsch, weil es am Kern des Geschehens vorbei geht. Und weil es, gewollt oder ungewollt, eine große Respektlosigkeit gegenüber dem Menschen offenbart.
Polizisten sichern die offene Gesellschaft
Rouven L. hätte hundert andere Berufe wählen können. Er hat sich für den des Polizisten entschieden. Es ist ein Beruf, der nicht nur körperlich und psychisch viel abverlangt, mit Schichtdiensten und einer großen emotionalen Belastung. Sondern bei dem man weiß, dass er für das eigene Leben gefährlich werden kann. Polizistinnen und Polizisten leben in diesen Zeiten so gefährlich wie lange nicht, stehen im Zentrum vieler Konflikte. Und die Gesellschaft honoriert das noch immer nicht angemessen. Auch das machen manche Reaktionen auf den Mannheimer Fall klar.
Rouven L. wird um die Gefahren und das komplizierte Verhältnis vieler Menschen zur Polizei gewusst haben. Er hat seinen Beruf trotzdem gewählt. Wahrscheinlich, weil er wie viele Polizisten dazu beitragen wollte, dass wir alle weiter in einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft leben können. In der wir die Polizei rufen können, wenn wir überfallen werden oder wenn bei uns eingebrochen wird. In der wir niemanden schmieren müssen, um staatlichen Schutz zu erhalten. In der wir frei unsere Meinung äußern können, und sei sie noch so unsinnig.
Er hat dieses Ideal mit dem höchsten Preis bezahlt, den er zahlen konnte. Wir sollten zeigen, wie dankbar wir Menschen wie ihm sind, dass sie dieses Risiko eingehen. Für uns.