Überflutungen: Aufräumarbeiten nach Hochwasser: Zwei Menschen sterben

Keller und Straßen werden überflutet, Autos weggeschwemmt wie Spielzeug, zwei Menschen sterben: Nachdem Teile Baden-Württembergs tagelang unter Wasser standen, beginnt nun das große Aufräumen.

Nach den tagelangen dramatischen Bildern von überfluteten Straßen, zerstörten Häusern und weggeschwemmten Autos werden die Folgen des Hochwassers in Baden-Württemberg immer stärker sichtbar. Mindestens zwei Menschen haben die Wassermassen der vergangenen Tage nicht überlebt. Die Leichen eines Mannes und seiner Mutter wurden am Montag in Schorndorf im Rems-Murr-Kreis bei Abpumparbeiten in einem Haus entdeckt. Zuvor waren bereits in Bayern zwei Tote geborgen worden.

In vielen Orten begannen die Bewohner und Einsatzkräfte mit den Aufräumarbeiten. Zahlreiche Landkreise gaben am Montagabend Entwarnung. Laut dem Landratsamt des stark vom Hochwasser betroffenen Bodenseekreises entspannte sich die Lage allmählich. Die Pegelstände mehrere Flüsse würden demnach aktuell sinken, nachdem weniger Regen gefallen sei als zunächst befürchtet. Eine überflutete Schule und das angrenzende Sportgelände sollten nun mit Pumpen trockengelegt werden. Ziel sei, im Laufe der Woche den Schulbetrieb wieder zu starten – wenn auch eingeschränkt. Die Stadt Heidelberg rechnete mit sinkenden Wasserständen des Neckars.

Zwei Menschen kamen während des Hochwassers jedoch auch im Südwesten ums Leben: Nach Polizeiangaben versuchten ein 58-jähriger Hausbewohner und seine 84 Jahre alte Mutter am Sonntagabend, Wasser aus dem Keller ihres Hauses in Schorndorf abzupumpen. Einsatzkräfte der Feuerwehr fanden die beiden später tot in dem leergepumpten Keller. Wie es letztlich zu dem Unglück kam, sei derzeit jedoch noch nicht bekannt. Daher sei auch die Todesursache bislang unklar.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hob seine Unwetterwarnungen vor Dauerregen am Abend für ganz Baden-Württemberg auf. „Die Dauerregenlage ist beendet“, sagte ein DWD-Meteorologe. In der Nacht beruhige sich das Wetter und es breite sich Hochdruckeinfluss aus. Auch im Allgäu klinge der Regen ab.

Innenminister Strobl: „Auf die Zähne beißen“

Nach den tagelangen heftigen Regenfällen hatte die Hochwasserlage auch am Montag zunächst noch weite Teile der Region rund um Stuttgart sowie Oberschwaben und das Allgäu fest im Griff. Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) bezeichnete die Situation im Land am Mittag als „angespannt statisch“. Bei einem Besuch in Meckenbeuren (Bodenseekreis), das besonders betroffen war, sagte er: „Wir müssen noch weiter auf die Zähne beißen und durchhalten.“

Am Abend wollte Strobl sich auch noch in Ebersbach an der Fils im Kreis Göppingen ein Bild von der aktuellen Lage machen und mit Einsatzkräften sprechen. Auch in Ebersbach hatte es laut dem Innenministerium massive Überflutungen gegeben.

Nach Worten von Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann müssen sich die Menschen im Südwesten auf immer häufigere Hochwasserlagen einstellen. „Wir müssen damit rechnen, dass wir so was häufiger bekommen“, sagte der Grünen-Politiker beim Besuch in Meckenbeuren. Das sei schlicht ein Ergebnis des Klimawandels. Verglichen mit Bayern sei Baden-Württemberg diesmal mit einem blauen Auge davongekommen.

Entwarnungen an Rems und Murr

In der Nacht hatte der Rems-Murr-Kreis nach extremem Starkregen noch einen sogenannten Katastrophen-Voralarm ausgelöst. Durch diese Vorstufe des Katastrophenalarms kann der Einsatz ebenso wie die Freistellung von Helferinnen und Helfern des Katastrophenschutzes sichergestellt werden. Im Laufe des Tages gab es dann immer mehr Entwarnungen.

„Es liegen zwei dramatische Tage hinter uns mit Hochwasser- und Starkregen-Ereignissen, die zu Schaden im Landkreis geführt haben“, sagte Landrat Richard Sigel. Er sprach von verheerenden Schäden. Wegen der Aufräumarbeiten bleibe der Voralarm bestehen.

Auch für die zuvor besonders stark vom Hochwasser gebeutelte Gemeinde Rudersberg gab es Entwarnung. Dort hatte der Starkregen Schäden angerichtet. Auf Fotos waren Schlammmassen, verzweifelte Anwohner in Gummistiefeln und tonnenschwere Autos zu sehen, die wie Spielzeug weggetrieben wurden. Mehrere landeten auf Bahngleisen, eines auf einem Brunnen. Auf verschlammten Straßen lag aus Häusern weggespülter Hausrat.

Der Schorndorfer Oberbürgermeister Bernd Hornikel erinnerte sich an dramatische Szenen der Hochwassernacht in seiner Gegend. Die Fluten seien so schnell über die Region hereingebrochen, dass sich Feuerwehrleute selbst hätten retten müssen, berichtete er in Rudersberg. Alle sieben Abteilungen der Feuerwehr seien in die Gemeinde aufgebrochen, aber nur ein Fahrzeug sei dort angekommen – alle anderen seien auf dem Weg in den Wassermassen steckengeblieben. Die Kameradinnen und Kameraden hätten sich auf das Fahrzeugdach flüchten müssen, um von dort selbst gerettet zu werden.

Lärmschutzwand hält Wassermassen nicht stand

In Ebersbach an der Fils südöstlich von Stuttgart sprengten die Wassermassen eine Lärmschutzwand an der B10 und überfluteten die Fahrbahnen. Feuerwehrleute retteten in der Gemeinde mehr als elf vom Wasser eingeschlossene Menschen. Mehrere hätten sich zudem selbst oder mit Hilfe von Nachbarn in Sicherheit bringen können, sagte ein Sprecher des Landkreises Göppingen am Montagabend. Straßen seien überflutet und zahlreiche Gebäude evakuiert worden. Nennenswert verletzt worden sei nach aktuellem Stand aber niemand.

Auch im Ostalbkreis spitzte sich die Hochwasserlage am Morgen zunächst zu. Wegen vorhergesagter Überflutungen waren in der Nacht vorsorglich Menschen in Teilen der Gemeinden Leinzell, Heuchlingen und Göggingen aus ihren Häusern gebracht worden, wie eine Sprecherin des Krisenstabs mitteilte. Die Gemeinde Täferrot wurde zeitweise ebenfalls evakuiert. Später stufte der Krisenstab die Hochwasserlage von einem sogenannten Extremhochwasser- zu einem Jahrhunderthochwasser-Ereignis zurück. Entwarnung gebe es zwar nicht. „Aber es ist ein deutliches Signal der Verbesserung“, sagte die Sprecherin.

Ähnlich klang es im benachbarten Landkreis Ludwigsburg, wo die Behörden anfangs noch einen weiteren Anstieg des Wasserstands von Rems und Murr erwartet hatten. „Die Pegelstände sinken“, hieß es dagegen später beim Landratsamt. Zuvor waren zwei Pflegeheime in Steinheim an der Murr evakuiert worden.

In Esslingen am Neckar verhinderte ein provisorischer Damm eine Überflutung von Teilen der Altstadt. Vor dem sogenannten Wasserhaus an einem Kanal wurden den Angaben zufolge in der Nacht und am Montagvormittag knapp 1500 Tonnen Stein und Sand aufgeschüttet. Der Damm sei dicht, teilte die Stadt mit.

Bahnverkehr teilweise unterbrochen

Im Bahnverkehr kommt es ebenfalls weiter zu Einschränkungen und Zugausfällen. Züge konnten unter anderem München aus Richtung Stuttgart nicht anfahren. Aus Richtung Mannheim oder Frankfurt endeten Fernverkehrszüge deswegen in Stuttgart, sagte eine Bahnsprecherin. Man rate von Reisen in die betroffenen Hochwassergebiete in Bayern und Baden-Württemberg ab und empfehle, nicht notwendige Reisen zu verschieben, so die Sprecherin. Fahrgäste müssten zudem damit rechnen, dass die noch fahrenden Zügen sehr stark ausgelastet seien.