Nürburgring: 24 Stunden Rennen – vorzeitiges Ende in Nebelschwaden

Die 24 Stunden vom Nürburgring bieten eine spektakuläre Rennstrecke, verrückte Fans und nervenaufreibende Spannung. Das diesjährige Rennen wird den 240.000 Fans nicht nur wegen Dauerregen und Nebelwänden in Erinnerung bleiben.

Regenwolken und die Eifel – das gehört irgendwie zusammen. Doch bereits vor dem Rennstart regnete es diesmal seit Tagen derart ergiebig, dass Park- und Campingplätze zur größten Schlammparty Deutschlands wurden. Die Fans an der Nordschleife versanken mitsamt Zelten, Wohnwagen und den aufwendig aufgebauten Eigentribünen in den grünen Eifelwiesen. Dass es wie schon 2021 ein Nebelrennen mit stundenlanger Unterbrechung wurde, das schließlich abgebrochen wurde, sorgte für eine besondere Atmosphäre. Letztlich wurde das Rennen hinter einem Führungsfahrzeug kurz vor dem vermeintlichen Rennende nochmals gestartet, um kurz danach endgültig neutralisiert zu werden. Mit dem Audi R8 GT3 des Scherer Teams mit der Startnummer 16 (Fahrerbesetzung Dennis Marschall, Ricardo Feller, Frank Stippler und Christopher Mies) ging letztlich der in der Nacht führende Tourenwagen als erster über die Ziellinie. 

Die beiden nachfolgenden GT-Renner vom Typ Porsche 911 GT3 R (Nummer 911, Laurens Vanthoor, Thomas Preining, Kevin Estre und Ayhancan Güven) des Manthey Teams sowie der BMW M4 GT3 (Nummer 72, Daniel Harper, Max Hesse und Charles Weerts) konnten den Führenden nicht mehr angreifen.  „Ich danke allen Fans, die diese Woche zu einem riesigen Motorsport-Festival gemacht haben und trotz aller Wetterkapriolen die 24 h Nürburgring mit uns gefeiert haben“, so Rennleiter Walter Hornung, „den Teilnehmern und Teams danke ich für das Verständnis, dass wir dieses besondere Rennen auf diese Weise zu Ende gebracht haben.“ Wenige Minuten nach dem vorzeitigen Rennende verzog sich der Nebel, was gleichermaßen für Irritationen bei Teams und vielen Zuschauern sorgte.

Spannend bis zum Nebel

Vor der nebelbedingten Unterbrechung kurz vor Mitternacht hatten die 240.000 Zuschauer ein spannendes Rennen verfolgen können. Zahlreiche Überholmanöver, Unfälle und Wetterkapriolen sorgten trotz Dauerregens für beste Unterhaltung. Das Fanspektrum konnte dabei bunter kaum sein. Die einen bejubelten den nach einem Totalschaden frisch wie aus dem Ei gepellt und auf stattliche 280 PS erstarkten Dacia Logan, der nicht nur im Streckenabschnitt Brünnchen für die anderen 130 Teilnehmer kaum mehr als ein Verkehrshindernis darstellte. Hier donnerte der gelbe Porsche 911 GT3 R des Manthey-Teams vorbei, den alle nur Grello nennen. Im Nacken den BMW M4 GT3 mit der Startnummer 72 und nur ein paar Zentimeter dahinter der spätere Sieger Audi R8 GT3. Dort eine Handvoll älterer BMW-Coupés, zahllose Cup-Porsche, ein Renault Megané oder ein mit E-Fuel betankter Toyota Supra. Das ist das 24-h-Rennen in der Eifel. Volkswagen schickte seinen neuen Golf GTI ins Rennen und Mini ließ mit dem kleinen Bulldog-Team gar einen Prototypen des Cooper S JCW in eines der schwersten Langstreckenrennen der Welt. 

Legendäre PS-Party

Das 24-h-Rennen am Nürburgring ist eines wie kein anderes. An den insgesamt vier Tagen kommen mehr als 240.000 Motorsportfans – die meisten von ihnen campen und das war diesmal alles andere als einfach, denn das Wetter hatte die Eifel fest im Griff. Doch der Dauerregen der vergangenen Wochen weichte zwar die Böden der zahllosen Camping- und Parkplätze auf, nicht jedoch den Enthusiasmus der Fans, denn die Besucher aus ganz Europa kamen wie jedes Jahr trotzdem und feierten eine Party, die es in der Motorsportszene weltweit kaum woanders geben könnte.

Sie basteln sich jedes Jahr eigene Tribünen, indem das eigene Wohnzimmer ausgemistet wird, bauen ganze Zeltstädte und die Grillengrößen brauchen sich vor den großen Barbecue-Partys in den amerikanischen Südstaaten nicht zu verstecken. Viele Fans kommen eine ganze Woche, manche verlängern gleich zum anschließenden Rock-am-Ring-Festival und feiern hier mit der ganzen Familie den diesmal besonders regenreichen Jahresurlaub. Wie verrückt die Fans wirklich sind, versteht nur der, der einen Rundgang über die Campingplätze an Brünnchen, Wippermann oder am Caracciola-Karussell macht. Über die als grüne Hölle genannte Nordschleife gibt es zahllose Geschichten, Mythen und Anekdoten – in höchst unterschiedlichen Versionen und jedes Jahr kommen neue hinzu.

Fans und Fahrer treffen sich 

Der Alkoholkonsum ist beinahe ebenso gewaltig wie der Einfallsreichtum mancher Fans. Viele bekommen vom Renngeschehen kaum etwas mit; andere können ihre Augen kaum von Überholmanövern reißen, wenn die Boliden bei Trainingsläufen und 24-h-Rennen nur wenige Meter entfernt vorbeidonnern oder 210 historische Tourenwagen im Rahmenprogramm starten. Die Fahrer genießen die Atmosphäre dabei nicht weniger als die Fans, denn das kurvenreiche Auf und Ab der Rennstrecke, Überholmanöver und das Wetter lassen die Großveranstaltung zu einer einzigartigen Herausforderung für alle Beteiligten werden. Das schlechte Wetter beeinflusste das Renngeschehen dabei diesmal erneut weit mehr als die Campingfans. Reifenwahl, Boxenstrategie und technische Defekte tun zumeist ihr übriges, dass kaum jemand ein Auge zu machen kann. Außer in diesem Jahr, denn der Nebel sorgte wie schon 2020 / 2021 für eine ungewohnt geräuschlose Nacht.