Erstmals wird eine Frau Mexiko regieren. Nach Schließung der Wahllokale liegen die ersten Prognosen vor. Die Wahl wurde allerdings von Gewalttaten überschattet.
Regierungskandidatin Claudia Sheinbaum hat laut Umfragen die Präsidentenwahl in Mexiko gewonnen. Sheinbaum würde bei einem Sieg bei der Wahl die erste Präsidentin des bevölkerungsreichsten spanischsprachigen Landes. Die Linkspolitikerin lag nach den Prognosen der Wirtschaftszeitung „El Financiero“ und des TV-Senders Televisa vorn. Erste offizielle Resultate wurden am späten Abend (Ortszeit) erwartet. Bei Gewalttaten vor Wahllokalen kamen Berichten zufolge mindestens zwei Menschen ums Leben.
Sheinbaum ist eine enge Vertraute des linkspopulistischen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador, der laut Verfassung nach seiner sechsjährigen Amtszeit nicht erneut antreten durfte. Beide gehören der linken Partei Morena an. Sheinbaum ist studierte Physikerin und Ex-Regierungschefin von Mexiko-Stadt.
Zum ersten Mal konkurrierten in Mexiko zwei Frauen um das Amt des Staats- und Regierungschefs. Als Sheinbaums größte Konkurrentin galt die ebenfalls 61 Jahre alte Xóchitl Gálvez, die für das Zweckbündnis der drei größten Oppositionsparteien antrat. Dem männlichen Kandidaten Jorge Álvarez Máynez von einer kleineren Partei wurden keine Chancen eingeräumt. Für den Wahlsieg genügt die einfache Mehrheit.
100 Millionen Stimmberechtigte
Es war der größte Wahltag in der Geschichte der zweitgrößten Volkswirtschaft Lateinamerikas mit rund 130 Millionen Einwohnern. Es bildeten sich lange Schlangen vor den Wahllokalen. Insgesamt waren mehr als 20.000 Ämter neu zu besetzen, darunter die Gouverneursposten in acht der 31 Bundesstaaten und im Hauptstadtdistrikt. Fast 100 Millionen Bürger waren stimmberechtigt. Das Staatsoberhaupt tritt das Amt am 1. Oktober an.
Gewalttaten vor Wahllokalen
Medien berichteten über Gewalt vor einigen Wahllokalen. In den zentralen Bundesstaaten Puebla und México sowie in einem Vorort der nordöstlichen Großstadt Monterrey gab es nach örtlichen Medienberichten jeweils einen Vorfall, bei dem Schüsse fielen – demnach kam es dabei zu je mindestens einem Todesfall.
In Puebla konnte nach Angaben der Wahlbehörde des Bundesstaates, IEE, ein Wahllokal in der Gemeinde Tlapanalá nicht öffnen, weil die Wahlzettel gestohlen wurden. Demnach musste außerdem im Ort Coyomeapan die Stimmabgabe wegen Gewalt unterbrochen werden.
In den Städten Chicomuselo und Pantelhó im südlichen Bundesstaat Chiapas wurden die Wahlen wegen der Gewalt der Drogenkartelle in der Region komplett ausgesetzt. Auch der Wahlkampf war von Gewalt überschattet gewesen. Dutzende Kandidaten wurden getötet. Hinter den Anschlägen werden meist kriminelle Gruppen vermutet, die um Einfluss in bestimmten Regionen kämpfen.