Stromkabel in der Luft oder der Erde? In der Politik wird über Tempo und Kosten beim Ausbau der Stromnetze diskutiert. Regierungschef Haseloff und Energieminister Willingmann haben eine klare Meinung.
Beim Ausbau der Stromnetze drängen Sachsen-Anhalts Regierungschef Reiner Haseloff und Energieminister Armin Willingmann auf eine stärkere Nutzung von Freileitungen statt Erdkabeln. „Mit dem verstärkten Bau von Freileitungen könnte der Netzausbau in Deutschland deutlich schneller und kostengünstiger umgesetzt werden“, sagte Willingmann (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. „Es bedarf dann keiner aufwändigen archäologischen Voruntersuchungen mehr, es reichen vereinfachte Baugrunduntersuchungen aus und auch die Bauausführung wäre deutlich einfacher.“
Zudem hätten Übertragungsnetzbetreiber berichtet, dass sie bei jedem Vorhaben bis zu ein Jahr Realisierungszeit einsparen könnten, so Willingmann weiter. „Ich halte es weiterhin für geboten, dass der Bund Stromkunden bei den Netzentgelten entlastet. Mit der Abschaffung der Vorrangregelung für Erdkabel könnte der Bund eine signifikante Entlastung ermöglichen.“
Die Union will im Bundestag mit einem Antrag erreichen, dass beim Ausbau der Stromnetze aus Kostengründen künftig auf Überlandleitungen statt auf Erdkabel gesetzt wird. Die damalige Große Koalition aus Union und SPD hatte 2015 für große Stromautobahnen den Vorrang der Erdverkabelung eingeführt. Dafür eingesetzt hatte sich vor allem die CSU, die keine „Monstertrassen“ wollte. Die Erdverkabelung führt aber zu milliardenschweren Zusatzkosten für Verbraucher und Unternehmen.
In den vergangenen Wochen mehrten sich die Stimmen, vor allem aus Kostengründen wieder auf oberirdische Hochspannungsleitungen zu setzen. Auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Haseloff (CDU) kann sich eine Kursänderung vorstellen. „Wenn die Verfahren dadurch kostengünstiger und schneller werden, macht es Sinn, unterirdische Verlegungen zu überprüfen – besonders dort, wo es die Möglichkeit gibt, überirdisch Stromleitungen an großen Verkehrstrassen wie Autobahnen und Eisenbahnstrecken entlangzuführen“, sagte der CDU-Politiker der dpa. Er schränkte jedoch ein: „Bei Natur- und Tourismusgebieten sowie beim Schutz von Wohngebieten muss die Priorität auf unterirdischer Verlegung bestehen bleiben.“