Leon Draisaitl steht erstmals in seiner Karriere in den NHL-Finals – jetzt will sich der Kölner den Traum vom Stanley Cup erfüllen. Mit Edmonton schreibt er eine famose Comeback-Geschichte.
Als Leon Draisaitl lange nach Spielschluss ausgelaugt, aber glücklich in der Pressekonferenz saß, dröhnten von draußen immer noch die euphorischen Gesänge der Fans. Deutschlands Eishockey-Star hat mit den Edmonton Oilers nach einem harten Kampf das Finale der NHL erreicht und greift erstmals in seiner Karriere nach dem Stanley Cup.
„Diese Chance zu haben, ist traumhaft. Es zu Hause zu schaffen, für diese Stadt, für die Fans und auch für uns selbst, das ist großartig. Aber wir haben größere Träume und Ziele“, sagte der Oilers-Torjäger nach dem 2:1 (2:0, 0:0, 0:1)-Heimsieg gegen die Dallas Stars. Damit entschieden die Kanadier die Halbfinalserie im Modus „Best of seven“ mit 4:2 für sich und sicherten sich den Titel der Western Conference.
Vier Siege fehlen Draisaitl im Endspiel gegen die Florida Panthers noch für den ganz großen Triumph – er kann der sechste deutsche Profi werden, dessen Name auf der legendären, rund 20 Kilogramm schweren Trophäe eingraviert wird.
Sechster deutscher Name auf Stanley Cup?
Seit 2014 ist der gebürtige Kölner für die Oilers aktiv, stellte viele Rekorde auf. Doch erst nach zehn Jahren und vielen Spielzeiten der Enttäuschungen steht er nun in den Finals. „Wir haben viele schmerzhafte Jahre hinter uns. Wir haben noch einen langen Weg zu gehen“, sagte der 28-Jährige.
Er ist nach Uwe Krupp, Christoph Schubert, Dennis Seidenberg, Christian Ehrhoff, Tom Kühnhackl, Philipp Grubauer und Nico Sturm der achte Deutsche im NHL-Finale. Die wichtigste Vereinstrophäe im Eishockey gewannen bisher Krupp (1996/2002), Seidenberg (2011), Kühnhackl (2016/2017), Grubauer (2018) und Sturm (2022).
Das Team aus Kanada stand zuletzt in der Saison 2005/06 in der Endspielserie der nordamerikanischen Eishockey-Liga. Und auch diese Saison sah es zwischenzeitlich nicht danach aus. So legten die Oilers einen Fehlstart hin, gewannen nur zwei ihrer ersten elf Saisonspiele und tauschten ihren Trainer aus.
Famose Oilers-Aufholjagd
Unter dem neuen Headcoach Kris Knoblauch folgte der Umschwung. Edmonton ist nach Toronto (1958/59) und St. Louis (2018/19) erst die dritte Mannschaft der NHL-Geschichte, die in die Finals eingezogen ist, obwohl sie in der Hauptrunde zu einem Zeitpunkt zehn Punkte Rückstand auf einen Playoff-Platz hatte.
„Wir wussten immer, was für ein gutes Team wir eigentlich sind“, sagte Draisaitl zum Finaleinzug. „Wir haben eine Menge Arbeit investiert und einige Widrigkeiten gemeistert, in dieser Saison hatten wir so viele Höhen und Tiefen.“
Im sechsten Duell mit den favorisierten Stars erspielten sich die Oilers nach dem ersten Drittel eine 2:0-Führung. Draisaitl bediente nach gut vier Minuten seinen kongenialen Sturmpartner Connor McDavid im Überzahlspiel zur Führung. Auch Zach Hyman war aus dem Powerplay erfolgreich. Edmontons Torhüter Stuart Skinner musste nur Mitte des Schlussdrittels hinter sich greifen und parierte 34 Schüsse auf sein Tor. „Es fühlt sich großartig an, in dieser Position zu sein. Wir haben immer an uns selbst und aneinander geglaubt“, sagte McDavid (27), der seit 2015 an der Seite von Draisaitl spielt.
Edmonton auch im Finale Außenseiter
Gegner im Finale sind die Panthers. Der Vorjahresfinalist setzte sich in der Vorschlussrunde ebenfalls mit 4:2-Siegen gegen die New York Rangers durch. Das Team aus Florida hat dank der besseren Bilanz in der Hauptrunde den Heimvorteil auf seiner Seite, das erste Spiel findet am Samstag in Sunrise statt. Auch ein mögliches – alle entscheidendes – siebtes Duell stiege in Florida.