Bundeskanzler Scholz stellt Hochwasseropfern in Bayern Hilfe in Aussicht

Angesichts der neuerlichen Hochwasser in Deutschland hält Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mehr Anstrengungen beim Klimaschutz für nötig. „Wir werden also die Aufgabe, den menschengemachten Klimawandel aufzuhalten, nicht vernachlässigen dürfen“, sagte Scholz am Montag bei einem Besuch im vom Hochwasser betroffenen Reichertshofen in Bayern. Die Hochwasserlage in Bayern und Baden-Württemberg blieb angespannt – der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte vor neuen kräftigen Niederschlägen.

Scholz und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) informierten sich gemeinsam mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Landesinnenminister Joachim Herrmann (beide CSU) in Reichertshofen über die Lage vor Ort. Angesichts mehrerer Hochwasser in diesem Jahr sagte Scholz, es handle sich nicht mehr um singuläre Ereignisse, solche Katastrophen träten vermehrt auf. Deshalb müsse die Politik handeln.

Der Bundeskanzler stellte den Betroffenen in Bayern Hilfen des Bundes in Aussicht. In der aktuellen Hochwasserlage werde der Bund beim Einsatz unterstützen. „Wir werden natürlich auch hinterher die geübte Praxis der Solidarität, die wir in Deutschland haben, weiter voranbringen“, sagte Scholz.

Bayerns Ministerpräsident Söder sagte bei dem gemeinsamen Besuch mit Scholz in der Gemeinde im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm, aktuell seien 20.000 Helfer allein in Bayern im Einsatz. Mehr als 3000 Menschen hätten ihre Wohnungen und Häuser verlassen müssen.

Das bayerische Kabinett will sich demnach am Dienstag mit der Hochwasserlage und Hilfen für die Betroffenen befassen. „Wir werden beraten, wie man schnell und unbürokratisch helfen kann“, sagte Söder. Bayern sei dankbar, wenn der Bund sich beteilige.

Derweil fanden Rettungskräfte eine vermisste 43 Jahre alte Frau tot im Keller eines Mehrfamilienhauses im bayerischen Schrobenhausen. Die Frau hatte seit Samstagabend als vermisst gegolten und war in dem mit Wasser vollgelaufenen Keller vermutet worden.

Bereits in der Nacht zu Sonntag war im Landkreis Pfaffenhofen ein 42-jähriger Feuerwehrmann bei einer Rettungsaktion ums Leben gekommen, ein weiterer Feuerwehrmann im Alter von 22 Jahren galt im schwäbischen Offingen im Landkreis Günzburg immer noch als vermisst. Er war mit einem mit fünf Helfern besetzten Boot gekentert.

Sowohl in Teilen Bayerns als auch Baden-Württembergs blieb die Lage angespannt. In zahlreichen Gemeinden in beiden Bundesländern blieben am Montag Schulen und Kindergärten geschlossen. Im bayerischen Landkreis Pfaffenhofen wurden nach einem Dammbruch im Bereich Ebenhausen-Werk nach Behördenangaben rund 800 Menschen evakuiert. In Manching-Pichl brach ein weiterer Damm.

Im baden-württembergischen Ostalbkreis wurden die Menschen aus mehreren Gemeinden entlang des Flusses Lein in der Nacht zum Montag in Sicherheit gebracht. Auch in Ebersbach an der Fils wurden Evakuierungen vorbereitet.

Im Landkreis Ludwigsburg entspannte sich hingegen die Hochwasserlage entlang der Flüsse Murr, Rems und Neckar zunächst, die Pegelstände sanken. Zuvor waren insgesamt rund hundert Bewohner zweier Pflegeheime in Steinheim evakuiert worden. Auch im Rems-Murr-Kreis stabilisierte sich die Lage.

Der Deutsche Wetterdienst erwartete in einer aktualisierten Unwetterwarnung für Montag noch einmal kräftige Regenfälle und auch Dauerregen in Teilen der Hochwassergebiete im Süden, vor allem in Oberschwaben und im Allgäu. Auch extreme Unwetter waren örtlich nicht ausgeschlossen.

Der Hochwassernachrichtendienst Bayern erwartete eine Verlagerung der Hochwasser in die Donau. In Donauwörth sollte noch am Montag die höchste Meldestufe vier überschritten werden, dort wurde mit einem Hochwasser wie zuletzt 1994 gerechnet. Auch in Neuburg und Ingolstadt wurden höchste Meldestufen erwartet. Von Regensburg bis Passau wurde der Scheitel der Donau erst in den kommenden beiden Tage erwartet, mit ähnlichen Höhen wie beim Hochwasser im Jahr 2002.

Der anhaltende Regen und die angespannte Hochwasserlage beeinträchtigten auch weiterhin den Bahnverkehr in Süddeutschland. Wegen der Unwetterschäden müssen Reisende in Bayern und Baden-Württemberg auch am Montag mit Zugausfällen und Verspätungen im Fernverkehr rechnen, wie die Deutsche Bahn auf ihrer Webseite mitteilte. So war München mit Fernverkehrszügen aus Richtung Stuttgart, Würzburg und Nürnberg nicht anfahrbar.

Im Landkreis Deggendorf wurde am Montag ein Passagierschiff mit mehr als 140 Gästen und 47 Besatzungsmitgliedern an Bord evakuiert. Wegen des hohen Wasserstands seien die Brückendurchlässe zum Problem geworden, weshalb das Schiff nicht habe weiterfahren können, sagte ein Sprecher des Landratsamts.

Tagelange Regenfälle hatten in den vergangenen Tagen die Pegel zahlreicher Bäche und Flüsse vor allem in Bayern und Baden-Württemberg stark ansteigen lassen. Ganze Ortschaften wurden überflutet, auch nachdem Dämme gebrochen waren.