Jeden Schritt inszeniert der Wiener Bauunternehmer Richard Lugner (91) mit Kameratross im Schlepptau, auch seine sechste Hochzeit. Für eine gute Schlagzeile schäkert er auch über die Hochzeitsnacht.
Richard Lugner ist mit 91 Jahren so mit das Beste, was Österreich in der Promi-Szene zu bieten hat, und er kostet es genüsslich aus: 20 Kamera- und Foto-Leute hat der Bauunternehmer in einen Saal im Standesamt in Wien geladen, damit sie seine sechste Eheschließung aus allen Winkeln in Szene setzen. Die Braut kam natürlich auch vor: Simone Reiländer (42), stellvertretende Filialleiterin in einem Baumarkt. Sie wischt beim Ja-Wort ergriffen ein paar Tränen aus dem Gesicht. Lugner und seine neue Frau waren vor, während und nach der Zeremonie fast in Dauerschleife in Interviews zu sehen. Nachrichtenportale berichteten im Live-Ticker und nannten es „Die Hochzeit des Jahres“.
Parallelen Lugner-Trump
Nun ist das Bauwesen, in dem der Unternehmer mit Spitznamen Mörtel zu Geld gekommen ist, an sich kein schillerndes Geschäft. Wie man es trotzdem zur Prominenz bringen kann, hat Lugner früh erkannt: mit schönen Frauen am Arm. Vielleicht war er damit sogar Vorbild für einen anderen Bauunternehmer. Er hat dem amerikanischen Ex-Präsidenten Donald Trump immerhin 14 Jahre an Alter und Erfahrung voraus. Auch die Bewerbung um das Präsidentenamt hatte Lugner Trump vorgemacht. Nur scheiterte er damit 1998.
Lugner schmückt sich außer mit seinen nun sechs Ehefrauen immer auch gerne mit Prominenz aus aller Welt. Beim Opernball bezahlt er jeweils eine, die an seiner Seite in der Loge sitzt. Auch das wird medial vor, während und nach dem Opernball in Szene gesetzt. In diesem Jahr war es Priscilla Presley (79), die einst mit Elvis Presley verheiratet war.
Lugner über die Hochzeitsnacht
Lugner hat ein großes Einkaufszentrum in Wien, das seinen Namen trägt. Gratis-Werbung durch permanente Medienpräsenz kann da nicht schaden. Dafür spielt er auch bei noch so abgedroschenen Foto-Szenen bereitwillig mit: Mit 91 posierte er mit seiner neuen Braut auf dem riesigen Ehebett in der angemieteten Hochzeitssuite. Im Anzug, wohlgemerkt. „Ich habe eine Suite mit zwei Schlafzimmern“, verriet er dazu. Das sei nötig, weil er schnarche. Aber vor dem Gang in die separaten Schlafzimmer, ja, da „schmunzelte Mörtel verschmitzt“, wie Reporter notieren, und deutete andere Pläne an. Um 19.16 Uhr zog das Paar sich von der Feier schon zurück in diese Suite, begleitet von Kameras – aber dieses Mal nur bis zur Tür.
Dresden und Leipzig statt lange Flitterwochen
Seine neue Frau nennt Lugner gerne Bienchen, nach alter Tradition: Zu den fünf Vorgängerinnen zählten Mausi, Spatzi und Hasi. Reiländer möge den Spitznamen nicht, verriet Lugner in einem von dutzenden Interviews. Er wolle das respektieren. Sie soll im Sommer eine führende Position in seinem Einkaufszentrum bekommen. Noch steht sie aber im Baumarkt, und weil sie die Kündigungsfrist einhalten muss, war statt Flitterwochen nur eine Kurzvisite in Dresden und Leipzig geplant, bevor sie am Dienstag wieder ins Geschäft muss.
Vom Glücksrausch wollte Lugner nichts wissen. „Glück ist etwas Überschwängliches. Für mich ist Zufriedenheit das Normalere. Mein Leben lang war ich zufrieden“, sagte er in eines von zahllosen Mikrofonen. Und er beteuerte: „Es wird die letzte Ehe.“