Nationalmannschaft: DFB-Frauen noch in der Olympia-Findungsphase

Das 4:1 der DFB-Spielerinnen in der EM-Quali gegen Polen ist Pflicht. Mit Blick auf Olympia ist das Spiel aber wenig aussagekräftig. Zumindest eine Erkenntnis gewinnt Doppel-Torschützin Giulia Gwinn.

Das Schaulaufen für Olympia wurde zu einer holprigen Angelegenheit. Der Erkenntnisgewinn des Castings beim 4:1 der deutschen Fußballerinnen gegen Polen in der EM-Qualifikation fiel 55 Tage vor dem ersten Spiel beim olympischen Turnier entsprechend gering aus.

Denjenigen, den das am wenigsten störte, war Horst Hrubesch. „Ich mache nichts abhängig von einem Spiel“, sagte der Interims-Bundestrainer im Anschluss der Partie in Rostock.

Personell viel ändern wird der 73-Jährige mit Blick auf Olympia in Frankreich nicht. Er muss aber aus dem 22-Frauen-Kader noch vier Spielerinnen streichen. Lediglich 16 Feldspielerinnen und zwei Torhüterinnen dürfen zu Olympia reisen. „Es wird und werden sicherlich ein, zwei Fälle geben, die hart sind“, sagte Hrubesch. „Aber das werden die Mädels auch verstehen.“

Hrubesch hofft auf 22 Spieler bei Olympia

Lieber wäre es ihm, wenn er keiner seiner Spielerinnen absagen müsste. Er würde viel lieber mit allen statt nur 18 Spielerinnen zu Olympia reisen. „Ich würde gern die 22 mitnehmen, dass wir auch flexibler sind“, sagte Hrubesch. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat sich gemeinsam mit anderen europäischen Nationen beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) bereits beschwert, nur 18 Spielerinnen benennen zu dürfen. Eine Antwort steht noch aus, aber die Chance auf einen positiven IOC-Bescheid ist ohnehin gering.

Noch dreimal kann Hrubesch sein Team testen. Alle drei Partien sind Qualifikationsspiele für die EM 2025 in der Schweiz. Nach der bislang makellosen Bilanz von drei Siegen in drei Spielen kann sich die DFB-Auswahl schon am Dienstag (18.00 Uhr/ARD) in Gdynia mit einem weiteren Erfolg gegen Polen die EM-Teilnahme sichern. „Das bedeutet uns sehr, sehr viel“, sagte Giulia Gwinn vom deutschen Meister Bayern München. „Natürlich wollen wir die letzten Spiele auch noch erfolgreich bestreiten und uns ein gutes Gefühl holen.“

Vor allem sollen die letzten beiden Quali-Partien gegen Island (12. Juli) in Reykjavík und gegen Österreich (16. Juli) in Hannover zum Einspielen dienen. Schon neun Tage nach der Partie gegen die Österreicherinnen startet das DFB-Team in das olympische Turnier mit dem Spiel in Marseille gegen Australien. Die weiteren Gruppengegner sind die USA und Sambia.

Alles Mannschaften, gegen die die deutschen Fußballerinnen Fehler wie gegen die Polinnen und in den Spielen zuvor sich kaum erlauben dürfen. Denn so deutlich das Ergebnis gegen den weiter punktlosen Außenseiter am Ende ausfiel, so bedenklich war die Leistung in der ersten Halbzeit.

Gwinn: „Mit uns ist immer zu rechnen“

Ohne Abwehrchefin Marina Hegering wackelte die Defensive gehörig – nicht nur beim Führungstor der Gäste nach 28 Sekunden durch die Kölnerin Natalia Padilla-Bidas. Als Hegering zur zweiten Hälfte kam, gab die 34-Jährige gleich Sicherheit. Bitter für sie und das Team: Schon nach 29 Minuten musste sie wegen Wadenproblemen wieder vom Platz.

Auch beim 3:2 zum Auftakt der Qualifikation in Österreich Anfang April hatte das deutsche Team schwach angefangen und mit 0:2 zurückgelegen, um dann doch noch mit 3:2 zu gewinnen. „Wir müssen definitiv da sein von Beginn an, die Zweikämpfe annehmen, die Präsenz haben. Auch einmal Zeichen setzen“, sagte die stellvertretende Kapitänin Gwinn selbstkritisch in Rostock. „Das hat uns in der Anfangsphase gefehlt.“ Doch die 24 Jahre alte Doppel-Torschützin sieht ebenso Positives: „Man kann aber auch stolz. Wir kommen zurück. Mit uns ist immer zu rechnen, auch wenn der Start mal echt in die Hose geht.“ Wenigstens eine Erkenntnis.