Berlin: Kritik an Uni-Präsidentin: Kanzler sieht TU in der Krise

Bleibt Geraldine Rauch Uni-Präsidentin? Der Kanzler der TU wünscht sich eine schnelle Entscheidung. Die Situation sei für alle eine große Belastung.

Aus Sicht des Kanzlers der Technischen Universität Berlin hat das Verhalten von Uni-Präsidentin Geraldine Rauch eine erhebliche Krise der Hochschule zur Folge. „Es ist derzeit für alle eine Riesenbelastung, für die Präsidentin, für mich und für alle in ihrem Umfeld. Keiner wünscht sich so eine Presse und so eine Affäre“, sagte Lars Oeverdieck der Deutschen Presse-Agentur. „Es ist eine der größten Krisen in der Geschichte der TU.“ Rauch hatte auf der Plattform X einen Post mit antisemitischem Inhalt geliked und erst nach anhaltender Kritik um Entschuldigung gebeten.

Der Antisemitismusvorwurf sei eine Belastung. „Aber es geht um den Imageschaden der TU, und der ist immens. Letztlich geht es um die Zukunft der TU“, sagte Oeverdieck. „Und konkrete Folgen hatte die Causa auch schon: Es gab bereits Rücktritte aus dem Alumniprogramm.“

TU-Kanzler: „Man kann sich nicht vorstellen, dass so etwas passiert.“

„Die Handlungen von Geraldine Rauch in den sozialen Medien haben uns alle überrascht. Es waren vorher für uns keine Tendenzen erkennbar, es kam aus dem Nichts“, so der TU-Kanzler. „Man kann sich nicht vorstellen, dass so etwas passiert.“

Über die Konsequenzen beraten die zuständigen Gremien in der kommenden Woche. Gewählt wurde die Präsidentin vom sogenannten Erweiterten Akademischen Senat. „Das zuständige Gremium könnte einen Rücktritt beschließen oder sich alternativ schützend und stützend vor die Präsidentin stellen“, erklärte Oeverdieck.

„Hilfreich wäre es, wenn die Entscheidung so bald wie möglich fällt und eindeutig ist. Der Meinungsbildungsprozess findet noch statt – aber ich höre Rücktrittsforderungen nicht nur aus der Politik, sondern auch vereinzelt aus dem beschließenden Gremium.“

Der TU-Kanzler hält weitere Konsequenzen für möglich: „Noch haben wir uns keine Gedanken über die Zukunft gemacht – also ob etwa Bildungsangebote in Bezug auf Antisemitismus bei neu eingestellten Führungspersönlichkeiten zwangsweise durchgeführt werden“, sagte er. „Aktuell stecken wir noch mitten in der Krise.“

Viel Kritik an der TU-Präsidentin

Rauch hatte am Mittwoch in ihrer Entschuldigung argumentiert, sie habe unter anderem einen Post wegen seines Textes geliked und das darunter gepostete Bild zu dem Zeitpunkt nicht genauer betrachtet. Dabei ging es um einen Beitrag mit Fotos von Demonstranten, die ein Bild des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu mit aufgemaltem Hakenkreuz hochhalten. Der Urheber der Mitteilung gibt an, dass auf den Bildern türkische Demonstranten zu sehen seien, die einen Waffenstillstand im Gazastreifen forderten und die Operation in Rafah verurteilten.

„Für mich stand das schriftliche Statement mit dem Wunsch für einen Waffenstillstand im Vordergrund“, erklärte Rauch. „Ich möchte ganz ausdrücklich betonen, dass ich den Tweet nicht geliked hätte, wenn ich die antisemitische Bildsprache aktiv wahrgenommen hätte oder wenn ich mich mit dem Account des Verfassers beschäftigt hätte.“

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, kritisierte, die Entschuldigung sei für ihn nicht glaubwürdig. Berlins Kultursenator Joe Chialo (CDU) forderte trotz der Entschuldigung Konsequenzen, ohne konkreter zu werden.