Die Vorhersagen der Meteorologen fürs Wochenende werden konkreter. Ernst soll die Lage im Süden werden – hier hat ein Landkreis vorbereitend den Katastrophenfall ausgerufen.
Es regnet, regnet und regnet im Süden Deutschlands: Vor allem große Teile Baden-Württembergs und Bayerns erwartet ein Wochenende mit erheblichem Dauerregen. Die Wasserstände einiger Flüsse steigen und ein erster Landkreis – Günzburg in Bayern – hat vorbereitend den Katastrophenfall ausgerufen.
„Die seit Tagen angekündigte Unwetterlage für weite Bereiche Süddeutschlands ist nun südlich der Donau bereits im Gange und breitet sich in der Folge weiter nach Norden aus“, meldete der Deutsche Wetterdienst (DWD). Es gelten Unwetterwarnungen. Feuerwehren mahnen zur Vorsicht und halten sich für mögliche Einsätze bereit.
Das Günzburger Landratsamt teilte mit Blick auf den Katastrophenfall mit, es gehe darum, die potenziell betroffenen Städte und Gemeinden besser unterstützen zu können. Dafür seien Einsatzkräfte aus dem gesamten Landkreis nötig. In einem ersten Schritt sollten noch am Abend die Camping- und Freizeitplätze an den Flüssen Günz, Kammel und Mindel evakuiert werden. „Wir nehmen die Situation sehr ernst“, sagte Landrat Hans Reichhart (CSU). „Wir wollen die Zeit, die wir jetzt noch haben, bis das Hochwasser den Landkreis Günzburg erreicht, optimal nutzen.“
In der dazugehörigen Stadt Leipheim war bereits zuvor das Donau-Wasserwerk sicherheitshalber abgeschaltet worden. Vorübergehend erfolgt laut Bürgermeister Christian Konrad die Wasserversorgung über ein anderes Kraftwerk. Allerdings sollten sich die Bürger vorbereiten und Mineralwasser besorgen – die Trinkwasserversorgung könne in Leipheim in den kommenden Tagen zeitweise ganz abgeschaltet werden.
„Große Gefahr für Leib und Leben“
Für weite Teile Bayerns ist bis Sonntag Dauerregen angekündigt. Insbesondere Schwaben und Oberbayern sind betroffen. Bis Samstagnachmittag gab der DWD für diese beiden Bezirke Unwetterwarnungen heraus. Es sei mit „extrem ergiebigem Dauerregen“ der Stufe 4 (von 4) zu rechnen. Durch massive Überflutungen und hohe Pegelstände, unpassierbare oder von Wassermassen eingeschlossene Gebiete bestehe „große Gefahr für Leib und Leben“. Auch in Franken und weiten Teilen der Oberpfalz sei mit Starkregen und am Samstag auch mit Gewitter zu rechnen, so der DWD.
In Teilen Baden-Württembergs wurde ebenfalls die höchste Warnstufe ausgerufen. „Da fällt quasi eine Monatsmenge Regen innerhalb von zwei Tagen“, sagte ein DWD-Meteorologe am Freitagnachmittag. „Es ist vergleichbar mit den Regenmengen, die vor Kurzem im Saarland herunterkamen.“ Wie sich diese Regenmengen auswirken, könne man noch nicht sagen. Es komme etwa darauf an, was Flüsse verkrafteten, ob es Ausweichwiesen gebe und welche Hochwassermaßnahmen getroffen würden.
Am stärksten sind dem Meteorologen zufolge die Regionen Oberschwaben und Ostalb betroffen. So werden in Ravensburg etwa Niederschlagsmengen zwischen 60 und 100 Liter pro Quadratmeter erwartet. Im südlichen Oberschwaben sowie auf der Ostalb können demnach sogar extreme Regensummen von bis zu 150 Liter pro Quadratmeter erreicht werden.
Im Osten drohen schwere Gewitter
Die Menschen in Sachsen-Anhalt müssen sich für das Wochenende ebenfalls teils auf viel Regen und Gewitter einstellen. Für Samstag gebe es ab der zweiten Tageshälfte eine Warnung vor schweren Gewittern, sagte Robert Scholz vom DWD. Betroffen seien vor allem einige wenige Gebiete im südlichen Sachsen-Anhalt sowie der Osten Thüringens bis in den Raum Leipzig. Am späten Abend soll Dauerregen einsetzen – vor allem im Süden des Landes.
Die thüringischen Behörden haben insbesondere auch Erfurt im Blick – dort wird noch bis Sonntag der Katholikentag abgehalten. Die Sicherheitsbehörden beurteilten zusammen mit dem Veranstalter die Sicherheits- und Wetterlage, so Landesinnenminister Georg Maier (SPD). Die Zelte für das Gläubigentreffen seien für die Windstufen und Niederschlagsmenge vorbereitet. „Kräfte für eine Einsatzlage wurden sensibilisiert und teilweise in Rufbereitschaft versetzt.“ Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt trifft das Unwetter allerdings voraussichtlich weniger stark als zunächst befürchtet.
Feuerwehren warnen vor Gefahren
Der Unwetter-Fokus liegt auf dem Süden Deutschland. Dem Wetterdienst zufolge führt das Niederschlagsgebiet im Laufe des Tages „in einem Bogen zwischen Main und Donau in Richtung Bodenseeregion“. Darin eingebettet seien einzelne Gewitter mit Starkregen. Auch abseits der am stärksten betroffenen Gebiete kann hier viel Niederschlag zusammenkommen – bis zum Samstagmorgen Mengen von 40 bis 70 Litern pro Quadratmeter in nur 24 Stunden.
Die Fachleute sagen: Sollte es derart viel regnen, sind Überflutungen wahrscheinlich. Nach Angaben des DWD kann Gefahr für Leib und Leben durch Überflutungen von Straßen, Unterführungen sowie gewässernahen Gebäuden drohen. Auch Erdrutsche seien möglich.
Auch die Feuerwehren warnten bereits vor möglichen Gefahren. „Überflutete Straßen und Wege bergen Risiken – egal, ob man mit dem Auto, zu Fuß oder mit dem Zweirad unterwegs ist“, sagte der Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, Hermann Schreck. „Immer wieder werden die Feuerwehren etwa zu Unterführungen alarmiert, in denen Fahrzeuge steckengeblieben sind.“ Oft sei das Wasser höher als gedacht.