Wärmewende: Steigende Gaspreise: Hätte man mal auf Habeck gehört!

Laut einem Verbraucherportal ist der Gaspreis binnen zwei Monaten um 25 Prozent gestiegen. Nutzern von Gasheizungen stehen schwere Zeiten bevor. Doch sie hätten es wissen können.

Neulich gab ein Bekannter, den man ökologisch unmusikalisch nennen kann, eine überraschende Erkenntnis preis: „Hätten wir mal auf Robert Habeck gehört“, sagte er und wirkte dabei ziemlich bedröppelt. Hintergrund: Er gehört zu den rund 800.000 Deutschen, die sich 2023 eine neue Gasheizung haben einbauen lassen. Trotz des vorangegangenen Gaspreisschocks. Und obwohl der Bundeswirtschaftsminister dringend zu Wärmepumpen geraten hatte, um Heizkosten einzudämmen. Mein Bekannter kanzelte Wärmepumpen als ideologisch-grünen „Kokolores“ ab. Seine Überzeugung lautete: Der Gaspreis werde sich schon bald wieder auf einem stabilen, niedrigen Niveau einpendeln.

Diese Gewissheit ist bei ihm spätestens verflogen, seit er die jüngste Analyse des Preisportals Verivox gelesen hat: Für Neukunden ist Gas binnen zwei Monaten um 25 Prozent teurer geworden – im Durchschnitt um 1,6 Cent pro Kilowattstunde(kWh). Das hat, so die Experten, vor allem zwei Gründe: Ersten ziehen die Großhandelspreise deutlich an. Zweitens sind seit April wieder 19 Prozent Mehrwertsteuer auf Gas fällig, die vorübergehend wegen der Gaspreisexplosion auf sieben Prozent gesenkt worden waren; das allein hebt das Gaspreisniveau um elf Prozent. 

Gaspreis wird weiter steigen

Es gibt keinen belastbaren Grund mehr, daran zu zweifeln, dass der Gaspreis langfristig nur eine Richtung kennt: aufwärts. Deshalb dürfte die Erdgasheizung für viele Familien zu einem unkalkulierbaren Risiko werden. Ab Juli steigt als nächstes die „Gasspeicherumlage“, mit der die Befüllung der Gasspeicher für den Winter finanziert wird: von 0,18 Cent pro Kilowattstunde auf 0,25 Cent. Zugleich nimmt die Abhängigkeit der Großhändler von verflüssigtem Erdgas (LNG) immer weiter zu – und das kostet auf dem Weltmarkt viel mehr als der fossile Brennstoff, der früher über die russischen Pipelines aus Sibirien zu uns floss. Kaum vorherzusagen ist auch, wie weit die nächste geopolitische Verwerfung den Preis wieder in die Höhe katapultiert.

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Schließlich ist die Preissteigerung gewollt. Die Bundesregierung setzt auf eine CO2-Steuer, um die internationalen Klimaschutzvorgaben einzuhalten. Seit 2021 ist diese Steuer für fossile Brenn- und Kraftstoffe fällig, und sie steigt unter Einsatz eines Stufenmodells. 2021 kostete die Tonne CO2 25 Euro. 2024 sind es 45 Euro. 2026 werden es bis zu 65 Euro sein. Ab 2027 sollen sich die C02-Preise frei bilden – da kann es richtig teuer werden. Die Abgabe zahlen die Rohstoffhändler, aber sie reichen die Kosten selbstverständlich über die Rechnungen eins zu eins an die Verbraucher durch.

Je mehr Wärmepumpen laufen, desto mehr kostet Gas

Experten rechnen auch damit, dass die Gaspreise schon deshalb auf Dauer in die Höhe gehen, gerade weil immer mehr Menschen auf alternative Heizsysteme umsteigen, vor allem auf Wärmepumpen, und die Gasnachfrage sinkt. Dann würde die Investitionen in die Gasinfrastruktur teurer, was ebenfalls auf die Verbraucherpreise durchschlagen werde. 

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Ich habe das Gefühl, dass sich mein Bekannter inzwischen über seine Entscheidung zur Gasheizung richtig ärgert, auch wenn er es nicht offen zugibt. Er sagte immer, eine Wärmepumpe sei für sein Einfamilienhaus von 1985 ohnehin technisch ungeeignet, und auf Frieren habe er „keinen Bock“. Wir haben ihn eines Besseren belehrt – ohne es zu wollen. Unser Haus ist von 1963, seit Februar wärmt es eine Wärmepumpe. Diese arbeitet auch an kalten Tagen so effektiv, dass es uns überrascht hat. Wir produzieren im Durchschnitt mit einer Kilowattstunde Strom 3,4 Kilowattstunden Wärme. Da der Strom weitgehend vom Photovoltaik-Dach kommt (zugekaufter Ökostrom kostet uns 27 Cent pro Kilowattstunde), heizen wir nun nicht nur C02-frei, sondern auch ausgesprochen preiswert.

Eine neue Gasheizung ist in der Regel eine Fehlinvestition

Heute würde mein Bekannter sicher anders entscheiden, schon weil er entdeckt hat, dass der Staat den Einbau einer Wärmepumpe mit bis zu 70 Prozent fördert. Dumm gelaufen für ihn: Die nächsten 15 bis 20 Jahre muss er mit seiner neuen Gasheizung leben, damit seine Investition ökonomisch nicht komplett scheitert.