Mushroom Coffee soll ein echter Alleskönner sein, das Immunsystem stärken oder die Kilos purzeln lassen. Vitalpilze werden als neues Superfood gehandelt – dabei sollte man besser auf sie verzichten.
In Instagram-Stories und Reels wird seit einiger Zeit ein vermeintliches Trendgetränk stark beworben: der Mushroom Coffee. Er soll neben dem Koffein im Kaffee den zusätzlichen Energiekick liefern und ein wahres Wundermittel für die Gesundheit sein. Soweit die Werbebotschaft. Doch was ist dran an dem Hype um Pilzkaffee?
Die Idee, sogenannte Vitalpilze in den Kaffee zu mischen, ist nicht neu. Sie hat mit der aktuellen Werbeflut nur einen neuen Anstrich bekommen. Wer den Kaffee mit Pilzen pimpen will, greift dabei nicht zu gewöhnlichen Speisepilzen wie dem Champignon. Im Pilz-Macchiato oder dem Plizkaffee landet das Extrakt von Vitalpilzen. Das sind zum Beispiel: der Glänzende Lackporling (Reishi), der Schiefer Schillerporlin (Chaga) oder der Igel-Stachelbart, auch Löwenmähne genannt. Diese Vitalpilze haben nicht etwa eine berauschende Wirkung.
Sie tragen ihren Namen, weil sie sich angeblich positiv auf die Gesundheit auswirken sollen. In Deutschland können Verbraucherinnen und Verbraucher die Vitalpilze in Form von Nahrungsergänzungsmitteln als Kapseln oder Pulver kaufen. Oder eben als Kaffeemischung. Die Produkte sollen die Leistung und die Konzentration steigern, das Immunsystem unterstützen, den Stoffwechsel in Gang bringen und beim Abnehmen helfen.
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Mushroom Coffee: Kein wissenschaftlicher Beweis für das vermeintliche Wundermittel
In der traditionellen chinesischen und ayurvedischen Medizin kommen diese Vitalpilze schon lange zum Einsatz. Dort werden individualisierte Kombinationen und Dosierungen angewendet. Das hat also nicht viel mit den Vitalpilzen im Kaffee oder als Kapsel zu tun.
In den Pilzen stecken Vitamine, Proteine, Spurenelemente, Antioxidantien und Ballaststoffe. Sie enthalten aber auch komplexe Kohlenhydrate wie Beta-Glucane, Triterpene und Phenole. Diesen komplexen Kohlenhydraten wird eine positive Wirkung auf die Gesundheit nachgesagt. Der Hype um den Pilzkaffe beruht vor allem auf der Annahme, dass die Gesundheitsversprechen stimmen und erhalten bleiben, wenn der Vitalpilz verarbeitet und aufgebrüht im Kaffee steckt.
Doch ob diese Stoffe tatsächlich einen positiven Effekt auf unsere Gesundheit haben, ist wissenschaftlich nicht nachgewiesen. Zwar gibt es zahlreiche Untersuchungen zu Vitalpilzen, doch die Studienqualität genügt wissenschaftlichen Standards oft nicht, mahnt die Verbraucherzentrale. Oder es sind Studien an Zellkulturen oder Labortieren. Deren Ergebnisse lassen sich allerdings nicht einfach auf den Menschen übertragen, sondern liefern nur Hinweise für weitere Forschung.
Es ist also unklar, ob sie überhaupt eine positive Wirkung auf die Gesundheit haben. Die britische Verbraucherschutzorganisation Which stuft Vitalpilz-Produkte nach einer Untersuchung als Produkte ein, die kein Mensch braucht. Die Verbraucherschützer bemängeln, dass es zur Wirkung der Vitalpilze nicht genügend Beweise gibt.
Vitalpilze können verunreinigt sein
Der Pilzkaffee enthält aber weniger Koffein als herkömmlicher Kaffee, er schmeckt weniger bitter und ist deshalb für empfindliche Menschen eher bekömmlich. Durch einen Mushroom Coffee können sich Menschen tatsächlich besser fühlen, wenn sie an die positive Wirkung der Vitalpilze glauben. Einen Beweis gibt es allerdings auch dafür nicht.
Im besten Fall trinken die Mushroom-Coffee-Fans also nur überteuerten Kaffee und fühlen sich besser. Im schlechtesten Fall könnte der Genuss von Vitalpilzen schaden. Denn: Der Verzehr von Vitalpilzen kann zu Verdauungsproblemen führen. Und Verbraucherschützer warnen davor, dass Vitalpilze für den Menschen giftige oder ungenießbare Substanzen enthalten können. Werden die Pilze falsch gelagert oder getrocknet, können sie durch andere Pilze kontaminiert werden – und mit Schimmelpilzgiften verunreinigt sein.
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Außerdem: Die Vitalpilze sind in Deutschland nicht als Arzneimittel zugelassen. Pulver oder Kapseln werden also nicht nach festgelegten Bedingungen hergestellt und unterliegen keiner strengen Prüfung, wie dies bei Arzneimitteln der Fall wäre. Was genau in welcher Qualität am Ende in den Nahrungsergänzungsmitteln steckt, ist für Verbraucherinnen und Verbraucher nicht nachvollziehbar.
Es gibt also keinen überzeugenden Grund, den Filterkaffee gegen einen Pilzkaffee zu tauschen.
Quellen:Verbraucherzentrale, Bundeszentrum für Ernährung, Barmer Krankenkasse, Which?