Fachkräftemangel: Besetzung von Stellen dauert im Durchschnitt 146 Tage

Bis 2040 könnten im Südwesten Zehntausende neue Jobs entstehen, aber Fachkräfte sind rar. Die Lücke stopfen sollen auch Menschen aus dem Ausland. Dabei soll nun ein neues Instrument helfen.

Zahlreiche Wirtschaftszweige im Südwesten haben nach Angaben der Arbeitsagentur zunehmend Probleme mit der Besetzung von Stellen. Im April lag die Zahl der Vakanztage – also die Zeit in Tagen, die Unternehmen benötigen, um eine offene Stelle zu besetzen – bei durchschnittlich 146. Ein Jahr zuvor waren es 141 Tage. Das geht aus Zahlen der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit in Stuttgart hervor.

Größte Spanne in Metallbau und Holzverarbeitung

Am höchsten war die Spanne zuletzt in der Fertigung. Dazu gehören unter anderem Berufe im Metallbau und in der Holzverarbeitung. Durchschnittlich dauerte es 220 Tage, bis in dem Bereich eine offene Stelle besetzt werden konnte. Es folgten Bau- und Ausbauberufe (198 Tage), Gesundheitsberufe (192 Tage) sowie Stellen in der Lebensmittelbranche und im Gastgewerbe (170 Tage). Einem Sprecher zufolge gehen in die Statistik nur die Werte zu jenen offenen Stellen ein, die der Agentur gemeldet werden. Über diese Daten könne man sich aber dem Fachkräftemangel in einzelnen Berufsgruppen nähern.

330.000 Arbeitsplätze fallen bis 2040 weg, 510.000 neue kommen hinzu

Nach Einschätzung der Arbeitsagentur wird der Fachkräftebedarf in den kommenden Jahren weiter steigen. Bis 2040 werden im Land rund 330.000 Arbeitsplätze wegfallen, aber mehr als 510.000 Stellen, insbesondere für Hochqualifizierte, neu entstehen. Die Zahlen stammen vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Baden-Württemberg werde von dieser Entwicklung jedoch nur profitieren, wenn es gelinge, ausreichend gut qualifizierte Fachkräfte für die neuen Stellen zu sichern. Ein Hebel dafür sei die berufliche Aus- und Weiterbildung, ein anderer die Fachkräfteeinwanderung.

Start der Chancenkarte

Dabei helfen soll laut Agentur die bundesweite Einführung der sogenannten Chancenkarte am 1. Juni. Mit ihr können Menschen, die nicht aus der Europäischen Union stammen und noch keinen Arbeitsvertrag haben, einreisen und vor Ort nach einer Stelle suchen. Dafür müssen sie mehrere Voraussetzungen auf Grundlage eines Punktesystems erfüllen. Zu den Kriterien gehören unter anderem eine Ausbildung oder ein Hochschulabschluss sowie Sprachkenntnisse. Außerdem muss der Lebensunterhalt gesichert sein. Die Bewerberinnen und Bewerber erhalten die Karte für maximal ein Jahr.

Die Regionaldirektionschefin Martina Musati teilte mit: „Wenn Menschen Berufserfahrung und persönliches Potenzial mitbringen, haben sie nun gute Chancen, direkt und ohne großes bürokratisches Verfahren (…) auf Arbeitssuche zu gehen.“ Man konkurriere international um kluge Köpfe. „Damit sich Menschen aus dem Ausland für Baden-Württemberg entscheiden, brauchen wir eine noch stärker gelebte Willkommens- und Bleibekultur.“