Durch den Klimawandel werden Hochwasser wie in den vergangenen Tagen im Saarland und in Rheinland-Pfalz häufiger. Jedes Jahr fallen Schäden in Milliardenhöhe an. Welche Police ist die richtige?
In den vergangenen Tagen hat Starkregen in mehreren Regionen Deutschlands wieder Straßen überflutet und Keller volllaufen lassen und wohl materielle Schäden in Millionenhöhe verursacht. Der Klimawandel macht Naturkatastrophen wie Hochwasser immer wahrscheinlicher. Für Verbraucherinnen und Verbraucher könnte das bedeuten, dass sie ihre Versicherungen anpassen müssen.
Der World Property and Casualty Insurance Report der Beratungsunternehmen Capgemini und Qorus, ehemals Efma, aus dem Jahr 2023 zeigt, dass Naturkatastrophen in den vergangenen 30 Jahren zu einem 3,6-fachen Anstieg der versicherten Schäden und einer Verdopplung der nicht versicherten Schäden geführt haben. Rund 40 Prozent der in der Studie befragten Versicherer sehen die Herausforderungen durch den Klimawandel als höchste Priorität an.
Doch wie wird der Klimawandel das Geschäft der Versicherer in Zukunft in der Praxis prägen? Und welche Veränderungen müssen Verbraucher in ihren Policen vornehmen?
Hochwasser: Das können Versicherungsnehmer jetzt tun
Bestimmte Berufsgruppen, wie etwa Landwirte, sehen sich bereits seit Jahren mit den Folgen des Klimawandels konfrontiert. Spätestens die Hochwasserkatastrophe in vielen Teilen Deutschlands im Sommer 2021 hat gezeigt, dass die Auswirkungen des Klimawandels längst nicht mehr nur theoretisch sind. Welche Police für den Einzelnen Sinn ergibt, kommt jedoch immer auf den Gesamtkontext an. Für Sturm- und Hagelschäden an Gebäuden und Hausrat können die Gebäude- und Hausratversicherung aufkommen.
Eine Elementarschadenversicherung ist jedoch für all jene angebracht, die in einer Gegend mit großem Gewässer wohnen oder realistisch davon ausgehen müssen, dass Naturereignisse wie Starkwind, Starkregen oder Hagel ihr Eigenheim unter Wasser setzen. Die gleiche Police ist dagegen für Mieter in der Innenstadt eher weniger sinnvoll.
Damit die Verantwortung nicht allein bei den einzelnen Verbraucherinnen und Verbrauchern liegt, haben die G7-Staaten und die sogenannten„Vulnerable Twenty“, ein Zusammenschluss von Staaten, die besonders vom Klimawandel bedroht sind, auf einen Globalen Schutzschirm gegen Klimarisiken aufgebaut. Er bündelt Aktivitäten im Bereich der Klimarisikoabsicherung und -vorsorge. Dadurch sollen Hilfen einfacher und schneller für Menschen und Behörden zugänglich gemacht werden, die diese im Katastrophenfall dringend brauchen. Der Schutzschirm baut dabei auf der InsuResilience Global Partnership auf, die sich weltweit für ein umfassendes und aktives Management von Klimarisiken einsetzt.
Freiwillige Hochwasser Saarland 13:05
Dabei fördert sie die Zusammenarbeit von Staaten, dem Privatsektor, multilateralen Institutionen, zivilgesellschaftlichen Organisationen sowie Forschungsinstituten. Das soll vor allem auch Entwicklungs- und Schwellenländer schützen, die am häufigsten von heftigen Klimakatastrophen betroffen sind. Ein Allheilmittel gegen den Klimawandel ist jedoch selbst die beste Police nicht.
Versicherer müssen sich klimaresilient aufstellen
Während sich Privatpersonen um ihren persönlichen Versicherungsschutz Gedanken machen, müssen Versicherungsgesellschaften strukturelle Veränderungen vornehmen. Nachhaltig erfolgreich seien dabei jene Versicherer, die eine starke Unternehmensführung haben, belastbare Erkenntnisse aus Daten gewinnen und sich auf die Prävention von Risiken konzentrieren, sagte Martin Fenyoe, Vertriebschef bei der Beratung Capgemini in Österreich. Zusätzlich müssten sie ihre Widerstandsfähigkeit steigern, indem sie auch bei der Risikobewertung und bei Investitionen Nachhaltigkeit in den Fokus stellen.
Versicherer, die laut Capgemini und Qorus schon heute als Top-Performer in Sachen Klimaresilienz angesehen werden, weisen ganz bestimmte Charakteristika auf. Insgesamt 82 Prozent der Unternehmen aus dieser Gruppe hätten bereits einen Nachhaltigkeitsbeauftragten oder eine gleichwertige Position – im Branchendurchschnitt sei das hingegen nur bei 52 Prozent der Unternehmen der Fall. 77 Prozent der Top-Performer haben Daten zu Klimarisiken in ihre Produkte und Services integriert, im Branchendurchschnitt sei das bei lediglich 29 Prozent der Fall. Außerdem würden 53 Prozent gegenüber 27 Prozent im Branchendurchschnitt auf Datenquellen setzen wie Satellitendaten, Remote-Sensoren, Wetterstationen oder Geodaten.
Kundinnen und Kunden würden zunehmend darauf achten, wie sich der Klimawandel auf ihr Leben auswirkt, schlussfolgert Qorus-Chef John Berry. Daher sei es auch für Versicherer wichtig, ihre Produktpalette weiterzuentwickeln