Roland Kaiser singt Millionen aus der Seele und begeistert gleich mehrere Generationen. Nach 50 Jahren tourt der 72-Jährige nun erstmals durch Stadien.
Roland Kaiser ist längst ein Phänomen. Generationenübergreifend begeistert er Männer wie Frauen und sorgt seit Jahrzehnten für stets ausverkaufte Hallen. Genauer gesagt: seit genau 50 Jahren. Das will gefeiert werden, und wo begeht der 72-Jährige sein Jubiläum? Natürlich auf der Bühne. Und zwar mit – logisch – 50 Hits. „Wir haben lange diskutiert: Wie viele Titel spielen wir aus? Wie viele Titel packen wir in Medley-Form, damit wir die 50 wirklich spielen, aber auch die Zeit so halten, dass die Leute nicht im Stadion oder in der Arena übernachten müssen. Also das haben wir geschafft“, sagte der Sänger der Deutschen Presse-Agentur.
Mit einem umjubelten Konzert startete die Jubiläumstour in Bad Segeberg. „Ein halbes Jahrhundert Musik machen zu dürfen, ist ein großes Geschenk. Und das habt ihr mir gemacht. Ich danke euch“, sagte der 72-Jährige zum Beginn des Konzertes in der Kalkberg-Arena. Er hatte den Auftritt auf der Freilichtbühne mit den Liedern „Gut, dass Ihr da seid“ und „Ich glaub, es geht schon wieder los“ begonnen.
Die Show des Wahl-Münsteraners war wegen eines heftigen Gewitters mit starken Regenschauen in der Region rund 45 Minuten später losgegangen. Bis dahin hatte das Publikum unter Schirmen, Regenjacken und Ponchos die Schauer über sich ergehen lassen. Umso begeisterter wurde Roland Kaiser auf der Bühne empfangen und bejubelt. Während der ersten drei Lieder klarte dann auch der Himmel auf, es gab zum Regen Sonnenschein und der zauberte einen Regenbogen über die Arena. „Das sieht doch gut aus jetzt. Wunderschön. Wir machen uns jetzt einen schönen Abend zusammen und lassen uns Zeit“, sagte Kaiser den rund 9500, meist in bunten Regencapes vor ihm stehenden Zuschauerinnen und Zuschauern.
„Ein unglaubliches Glück„
Bei der Tour ist eins neu: Erstmals wird der Wahl-Münsteraner auch in Stadien auftreten – „ein ziemlicher Glücksumstand“, wie er sagt. „Wenn jemand mir 1974 gesagt hätte: „Du wirst 2024 in einer ausverkauften Red Bull-Arena in Leipzig stehen und vor über 40.000 Menschen spielen, dann hätte ich gesagt ‚Ja, hör auf, mich zu veralbern. Das glaube ich dir nicht.‘ Das ist ein unglaubliches Glück, das mir da widerfahren ist.“
Es sei für ihn ein großer Schritt gewesen, denn eine Stadiontour sei nicht nur aufregend, sondern auch teurer. „Sie müssen sehr viel mehr Personal einsetzen, sehr viel mehr Technik einsetzen und Sie müssen auch wirklich daran glauben, dass das profitabel wird und auch funktioniert. Deswegen überlegt man sich zweimal, ob man so etwas macht.“
„Wir können das“
Kaiser hat sich am Ende dafür entschieden, deshalb sind seine 50 Hits – von „Santa Maria“ über „Joana“ bis hin zu „Manchmal möchte ich schon mit dir“ – nun auch in den Stadien von Rostock, Köln, Frankfurt, Leipzig und Hannover zu hören. Aufgeregt sei er deshalb nicht. „Meine Band und ich, wir können das, was wir tun. Wir sind gut vorbereitet, und die Menschen, die zu meinen Konzerten kommen, wollen uns ja auch sehen.“ Kaiser steht mit 16 Musikerinnen und Musikern auf der Bühne.
Ein Geheimrezept dafür, dass er mittlerweile mindestens drei Generationen von Frauen und auch Männern begeistere, habe er nicht. „Menschen suchen gewisse Konstanten im Leben, und ich bin vielleicht eine von diesen Konstanten. Nach dem Motto ‚Ich bin jetzt fünf Jahre alt und meine Mutter schaut fern und ich sehe Roland Kaiser. Jetzt bin ich 15, Roland Kaiser ist immer noch da und zehn Jahre später auch noch‘.“
Solche Phänomene habe es einst mit Peter Alexander und Udo Jürgens gegeben. Sie seien immer da gewesen, man sei mit ihnen groß geworden, sie seien musikalisch mit der Zeit gegangen und hätten auch Strömungen aufgegriffen. „Ähnliches machen wir genau so. Ich nehme an, dass das ein Grund ist. Aber es ist eine absolute Vermutung.“
Im Schlager zu Hause
Roland Kaiser hat eigenen Angaben zufolge mittlerweile mehr als 600 Lieder aufgenommen und mehr als 90 Millionen Tonträger verkauft. Dabei fühlt er sich im Schlager so zu Hause, dass ihm nie in den Sinn gekommen sei, mal das Genre zu wechseln und beispielsweise eine Rock- oder Klassikplatte zu machen. „Nein, überhaupt nicht. Ich fühle mich in dem, was ich mache, wohl. Und das ist, glaube ich, eine Grundvoraussetzung, um zu überzeugen.“
Wer mit dem eigenen Tun hadert, sei irgendwie auch unzufrieden. „Und das macht einen nicht gerade sehr entspannt.“ Ob Schuhe, Texte, Frisur oder Auftrittsorte: Er bereue im Rückblick auf die vergangenen 50 Jahre deshalb auch keine Entscheidungen. „Nein, ich habe mir das bewusst so ausgesucht.“
Vor allem die Entscheidung, konsequent Anzüge zu tragen, habe ihn sehr entspannt: „Das ist wunderbar. Ich habe meine Ruhe. Man ist keinen Mode-Strömungen ausgesetzt. Außer, dass der Schnitt sich ändern muss, natürlich. Ich fühle mich wohl darin, ich verkleide mich ja nicht.“ Für eine Tournee lasse er im Jahr etwa 12 bis 14 Maßanzüge machen. „In der Spitze habe ich etwa 60 bis 70 Anzüge.“ Und einen Teil davon gebe er nach einer Tournee einem Laden in Berlin (Zweimalschön), der diese weiterverkauft. „Von dem Verkaufserlös werden Menschen unterstützt, die Hilfe brauchen.“
Dass Roland Kaiser seinen Job liebt, spüren die Fans vor den Bühnen, die ihn in der Regel fast schon frenetisch feiern – vor allem bei den legendären „Kaisermania“-Konzertnächten am Dresdner Elbufer. Hinschmeißen sei für ihn noch nie eine Option gewesen. „Diesen Moment habe ich in meinem Leben noch nicht gehabt. Nein.“
Sollte aber die Stimme irgendwann nicht mehr mitmachen, dann würde er sofort aufhören. „Mit Konserven arbeiten wäre nicht schön. Das würde ich auch nicht tun.“