Viktoria 89 verfügt nach dem Gewinn des Landespokals über neue – auch finanzielle – Möglichkeiten. Die Mannschaft aus Lichterfelde bleibt aber den eigenen Werten treu.
Als Erstes erhielt das jahrzehntelange Betreuer-Ehepaar Monika und Gert König die Siegermedaillen, ehe nach der Pokalübergabe die Spieler von Viktoria die Bande vor dem Siegerpodest vor unbändiger Freude umdrückten. Unter großem Gelächter feierte Fußball-Regionalligist Viktoria Berlin den dritten Sieg im Landespokal seit 2019. Doch auch beim klassentieferen Verlierer TuS Makkabi war Trainer Wolfgang Sandhowe bis auf eine Sache zufrieden. „Das war ein geiles Spiel, leider nicht mit dem Sieg, den wir uns erhofft haben“, sagte das 70 Jahre alte Trainer-Urgestein nach der 0:3 (0:0)-Niederlage in der Howoge-Arena „Hans Zoschke“ in Lichtenberg.
Die erfahrenen Amateure aus Westend hielten nur in den ersten Minuten mit der unter Profibedingungen trainierenden jungen Mannschaft mit, ehe Viktoria aufdrehte und reihenweise Chancen vergab oder am überragenden Makkabi-Schlussmann Jack Krause scheiterte. „Jack hat uns den Arsch gerettet“, sagte Sandhowe in seinem ureigenen Umgang mit der deutschen Sprache, „wir hatten Probleme mit dem schnellen Spiel von Viktoria.“
Stürmer zeigen Nerven vor dem Tor
Allein sieben zum Teil hochkarätige Chancen vergab Viktoria im ersten Spielabschnitt, ehe Kapitän Berk Inaler drei Minuten nach Wiederanpfiff die Führung erzielte. Doch anschließend wackelte der Favorit wieder und hätte sich auch aufgrund einiger überheblich vergebener Chancen nicht über den Ausgleich beschweren dürfen, den der Underdog dreimal auf dem Fuß hatte.
„Wir haben etwas Nerven gezeigt vor dem Tor, das sei den Jungs vergönnt“, sagte Viktoria-Trainer Semih Keskin, „umso schöner ist es, drei Tore zu schießen“. Der bereits in der Drittliga-Saison 2021/2022 für Viktoria aktive Lucas Falcao (79.) und Julien Andre Damelang (87.) sorgten für einen glänzenden Saisonabschluss.
Viktoria schaut erst nach unten
Denn Viktoria hat in der Liga mit elf ungeschlagenen Spielen in Folge den dritten Platz belegt – hinter Aufsteiger Energie Cottbus und dem Greifswalder FC. Mit den rund 200.000 Euro aus der Zentralvermarktung des DFB sowie einem hochkarätigen Gegner in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals würden sich Viktoria neue Möglichkeiten eröffnen, doch Keskin rudert gleich zurück.
„Unsere Zielsetzung bleibt die Entwicklung und Heranführung junger Spieler. Wir werden auch kommende Spielzeit erst nach unten schauen, dann nach oben. Demut und Kontinuität tun uns gut.“
Bayern, Dortmund oder Leverkusen als Wunschlos
Doch auch Keskin hofft, mit den jungen Spielern vielleicht irgendwann einmal andere Ziele in Angriff nehmen zu können. Schließlich sei im Fußball alles möglich. In naher Zukunft will der 35-Jährige aber schon mal Bundesligaluft schnuppern. „Wir wollen das Bestmögliche rausholen, Bayern, Dortmund oder Leverkusen“, sagte Keskin über das Wunschlos für die erste Pokalrunde.
Sandhowe, der in der nun abgelaufenen Saison mit dem entthronten Pokalsieger Makkabi dem VfL Wolfsburg in der ersten Runde mit 0:6 unterlegen war, hat nach der Niederlage gegen Viktoria schon neue längerfristige Ziele gesteckt: „Wir wollen im nächsten Jahr auch wieder so weit kommen – dann mit einem anderen Ausgang.“
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