Leverkusen trifft in Berlin auf ganz viel Gegenwehr von Außenseiter Kaiserslautern. Nach einem aufregenden Pokalfinale aber darf Xabi Alonso mit seiner Mannschaft feiern.
Mit einem Zittersieg im DFB-Pokal-Finale hat Bayer Leverkusen die erfolgreichste Saison der Clubgeschichte gekrönt und das ersehnte Double perfekt gemacht. Der deutsche Meister setzte sich am Samstag gegen Außenseiter 1. FC Kaiserslautern dank eines Traumtors von Granit Xhaka (16. Minute) mit 1:0 (1:0) durch. Bei dem Fußball-Fest vor 74 322 Zuschauern im ausverkauften Olympiastadion leistete der Zweitligist von Trainer-Oldie Friedhelm Funkel lange erbitterte Gegenwehr.
Drei Tage nach dem ernüchternden 0:3 im Europa-League-Finale gegen Atalanta Bergamo und der einzigen Niederlage in dieser Spielzeit feierte die Mannschaft von Xabi Alonso am Ende aber ausgelassen den Favoritensieg. Für Bayer ist es der zweite Pokal-Triumph nach 1993. Im insgesamt 81. Cup-Endspiel verpasste Kaiserslautern vor den Augen von Bundestrainer Julian Nagelsmann die erhoffte Sensation gegen lange dezimierte Leverkusener: Odilon Kossounou sah in der 44. Minute die Gelb-Rote Karte.
Der Zweitligist aus der Pfalz war nach Aussage Funkels als „krassester Außenseiter“ in der Geschichte in das Endspiel gegangen. Der 70-Jährige erlebte nach dem erfolgreichen Abstiegskampf mit Lautern sein insgesamt fünftes Pokalfinale. Zu seinem Abschied vom FCK blieb ihm auch im dritten Anlauf als Trainer der Griff nach der Trophäe verwehrt.
Bayer-Taktgeber Xhaka hatte seine Kollegen nach der Riesenenttäuschung von Dublin in die Pflicht genommen. „Jetzt müssen wir schauen, was diese Mannschaft wirklich für einen Charakter hat“, sagte der Schweizer. Alonso nahm gleich fünf Wechsel vor. Wie angekündigt stand Kapitän Lukas Hradecky statt Matej Kovar im Tor, der Finne bestritt sein viertes Pokalfinale. Dazu rückten noch Kossounou, Robert Andrich, Jonas Hofmann und Patrik Schick in die Mannschaft.
Beim FCK brachte Funkel den zuletzt oft angeschlagenen Top-Torjäger Ragnar Ache (17 Pflichtspiel-Tore) erst zur zweiten Halbzeit. Der Chefcoach hatte auf den Tag genau vor 43 Jahren als Lauterer Spieler das Cupfinale gegen Eintracht Frankfurt mit 1:3 verloren. Vor dem Anpfiff versprach er im Sky-Interview einen „Kampf auf des Messers Schneide“.
Angesichts der erwarteten Überlegenheit der Leverkusener hatte Funkel dieser Tage gar scherzhaft angekündigt, den Mannschaftsbus vor dem eigenen Tor zu parken. So weit kam es dann nicht. Die Fans des Außenseiters beeindruckten schon vor dem Anstoß mit einer Choreographie: Ein riesiger Roter Teufel reichte fast bis unters Stadiondach. Danach brannten die Anhänger der Pfälzer allerdings fast pausenlos verbotene Pyrotechnik ab.
Den ersten gefährlichen Torschuss gab der FCK durch Daniel Hanslik ab, bevor die Bayer-Elf in dem Hexenkessel ihr gewohntes Passspiel aufzog. Nach einer knappen Viertelstunde war Florian Wirtz auf der Gegenseite erstmals durch, schoss aber Julian Krahl an. Lauterns Schlussmann flog dann kurz darauf vergebens dem Ball hinterher: Xhaka war vorangegangen und zog aus etwa 25 Metern fulminant ab – das 1:0.
Immer mehr schnürten die Leverkusener nun den Zweitligisten ein, der viel hinterherrannte. Krahl hechtete an einer Hereingabe von Alejandro Grimaldo vorbei, Schick verpasste jedoch. Nach einem rüden Foul von Kossounou an Tomiak herrschte helle Aufregung – Schiedsrichter Bastian Dankert zeigte dem bereits verwarnten Abwehrspieler die Ampelkarte.
Die kurzfristige Konfusion hätte Tobias Raschl fast zum Ausgleich genutzt, aber sein Flachschuss zischte am Pfosten vorbei. Funkel war 1985 als Spieler mit Bayer Uerdingen ein überraschender 2:1-Finalsieg gegen Bayern München gelungen – 39 Jahre später feuerte er seine Mannschaft bis weit in die Schlussphase energisch an.
Kurz nach dem Wechsel hatte Dankert die Partie für einige Minuten unterbrochen, weil aus dem FCK-Block nun auch Leuchtraketen flogen und Böller knallten. Auch Bayer-Fans zündeten Pyrotechnik. Als sich der Rauch verzog, suchte Leverkusen die Vorentscheidung – zeigte aber kaum etwas von seinem gewohnten Ballzauber.
Der eingewechselte Rache schoss nach einer knappen Stunde erst knapp an Hradecks Tor vorbei und zwang kurz danach den Keeper zu einer Glanzparade. Lautern ließ nicht locker und wagte sich immer häufiger nach vorn, während die Alonso-Elf das Spiel einfach nicht beruhigen konnte. Am Ende aber schaffte Leverkusen als sechster Verein das Double. Als bisher einziger Zweitligist hat Hannover 96 1992 den Pokal gewonnen.
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