Die Polizei im von Unruhen betroffenen französischen Überseegebiet Neukaledonien hat einen Mann erschossen. Zwei Polizisten seien von einer „Gruppe von etwa 15 Individuen körperlich angegriffen“ worden und einer von ihnen hätte daraufhin seine Waffe abgefeuert, erklärte Staatsanwalt Yves Dupas am Freitag. Der Vorfall ereignete sich während eines Besuchs des französischen Präsidenten Emmanuel Macron auf der Inselgruppe. Frankreichs Ministerpräsident Gabriel Attal sprach von einer „extrem instabilen“ Situation.
Dem Staatsanwalt zufolge wurde der Polizist in Gewahrsam genommen und eine Untersuchung wurde eingeleitet. Dabei handelt es sich für eine in Frankreich in solchen Fällen übliche Vorgehensweise.
Die Unruhen in dem Überseegebiet, bei denen inzwischen sieben Menschen getötet wurden, halten seit mehr als einer Woche an. Es gilt eine nächtliche Ausgangssperre. Die Regierung hat zudem den Onlinedienst Tiktok blockiert.
Präsident Macron war am Donnerstag nach Neukaledonien gereist, um die Krise vor Ort zu entschärfen. Vor seiner Rückkehr nach Paris am Freitag sagte Macron Journalisten, er wünsche sich eine „Botschaft der Ordnung“ und eine „Rückkehr zur Ruhe, denn dies ist nicht der Wilde Westen“. Er forderte, dass alle im Zuge der Proteste errichteten Straßensperren „sofort“ beseitigt werden.
Auslöser der Ausschreitungen ist eine geplante Änderung des Wahlrechts für die Provinzwahlen. Die ursprüngliche Bevölkerung der Inselgruppe, die etwa 40 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht, befürchtet eine Verringerung ihres Einflusses gegenüber den Festlandfranzosen, die sich in Neukaledonien niedergelassen haben.
Christian Tein von der Gruppe CCAT, die sich für eine Unabhängigkeit Neukaledoniens einsetzt und die aktuellen Proteste organisiert, stellte am Freitag in Aussicht, die Straßenblockaden „ein bisschen zu lockern“, damit Treibstoff und Medikamente geliefert werden können.