Als das Fremdgeh-Portal Ashley Madison im Sommer 2015 gehackt wurde, zitterten nicht wenige Menschen vor den Folgen. Die Hacker veröffentlichten sensible und private Daten, Namen von Nutzern und Firmeninterna. Mit einigen von ihnen hat Netflix jetzt gesprochen.
„Life is short. Have an affair“ – mit diesem kurzen Slogan lockte Ashley Madison über Jahre neue Kunden an. Meistens waren diese Männer, aber das erfährt man in der ersten Folge der neuen Netflix-Dokumentation „Ashley Madison: Sex, Lügen und der Skandal“ noch nicht.
„Ashley Madison: Sex, Lügen und der Skandal“ auf Netflix
In drei Folgen erzählen die Macher die teilweise unglaubliche Geschichte des Datingportals. Angefangen in den Nullerjahren, als Tinder und Co. noch nicht den Alltag der meisten Singles auf der Welt bestimmten, machte der damalige CEO Noel Biderman Ashley Madison zu der berüchtigtsten Seite im Internet. Verheiratete Menschen konnten sich dort anmelden und sich mit anderen Nutzern und Nutzerinnen verbinden, die ebenfalls unglücklich verheiratet und auf der Suche nach einem Seitensprung waren. Ein paar dieser Nutzer haben sich für die Netflix-Doku bereit erklärt, ihre Geschichten zu erzählen.
Dabei ist die Geschichte von Youtube-Vlogger Sam Rader die wohl spannendste in der Doku. Das Bild, das Radar zu Beginn der Doku von sich zeichnet, ist das eines leicht naiven Romantikers, der auf der Suche nach der filmreifen Liebe war, bevor er seine Ehefrau Nia traf. Doch nach der Hochzeit und dem harten Alltag als Eltern änderte sich das Blatt. Sichtlich gequält erzählt Rader, dass er sich bei Ashley Madison anmeldete. Sein Nutzername damals: „dirty_little_secret_man“. Er habe mit Frauen in seiner Umgebung geschrieben, mehr sei aber nicht passiert. Dass noch sehr viel mehr hinter Raders Geschichte steckt, ahnt man jedoch bereits zu Beginn.
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Schrille Persönlichkeiten und „Opfer“ wie Sam Rader
Im Sommer 2015 erhielten die Mitarbeiter und CEO Biderman eine Nachricht auf ihren Computern, die alles verändern sollte. Das „Impact Team“ meldete sich zum ersten Mal. Man habe alle Daten von Ashley Madison und würde diese veröffentlichen, wenn das Portal nicht geschlossen würde. Für eine Firma, die jahrelang gelogen und behauptet hatte, die Daten ihrer Kunden seien sicher, war die Cyberattacke nicht weniger als eine Katastrophe. Und auch für Sam Rader bedeutete der Cyber-Hack eine Zäsur in seinem Leben.
Rader war nur einer der Männer, deren Affären durch den Leak ans Licht kamen. Joe Bidens Sohn Hunter Biden soll einen Account gehabt haben, genauso der kanadische Politiker Tony Clement und der konservativ-christliche Influencer Josh Duggar, der mittlerweile für Sexualstraftaten verurteilt wurde.
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„Ashley Madison: Sex, Lügen und der Skandal“ hat alles, was Fans sich von einer Crime-Doku auf Netflix wünschen dürften. Größenwahnsinnige Unternehmer, schrille Figuren wie der Ex-Sales-Vizepräsident Evan Back und eben auch Influencer Sam Rader, der nach außen hin den Gott fürchtenden Christen gibt, während er ein Doppelleben führte. Die Doku profitiert von eben diesen Protagonisten, die eine ohnehin schon spannende Geschichte mit Leben und einer Prise Verrücktheit füllen.
Ashley Madison führte den Menschen jahrelang vor Augen, was vielen ohnehin bekannt war. „Wir sind nur eine Plattform. Keine Website und kein 30-Sekunden-Werbespot wird jemanden davon überzeugen, fremdzugehen. Die Menschen betrügen, weil ihr Leben nicht funktioniert“, sagte Biderman einst über sein Portal. Er hatte damit wohl recht. Was Biderman aber nicht sagte und was drei Folgen auf Netflix anschaulich beweisen, sind die Folgen, die es haben kann, wenn menschliche Abgründe auf Profitgier von einigen Wenigen treffen.