Sie arbeiten mit Luftbildern, Fragebögen und Herz: Die Feuerwehrleute von Duisburg helfen blitzschnell. Eine der beliebtesten Doku-Reihen im deutschen Fernsehen hat einen neuen Schauplatz.
Hoch über Duisburg steht die dunkle Rauchsäule, auf die die Feuerwehrwagen zurasen. Dachstuhlbrand im Mietshaus. Während die Wohnblocks links und rechts nur so vorbeifliegen, studieren die Einsatzkräfte auf dem Monitor am Armaturenbrett Luftaufnahmen.
„Es hieß: Eine Person ist noch im Gebäude“, sagt Berufsfeuerwehrmann Carlos (35). „Wir wissen ja nicht: Steht die am Fenster? Steht die auf dem Balkon? Gibt’s überhaupt einen Weg auf die Rückseite. Das sind Sachen, die wir uns über die Luftbilder anschauen und dahin gehend planen.“ Die TV-Reihe „Feuer & Flamme“ ist wieder da.
Nach Gelsenkirchen und Bochum ist Duisburg die dritte Station des erfolgreichen Doku-Formats im Westdeutschen Rundfunk. Die achte Staffel geht am Donnerstag (23.5.) um 20.15 Uhr im WDR Fernsehen an den Start. „Feuer & Flamme“ hat sehr viele Fans, nicht nur in Nordrhein-Westfalen und nicht nur im linearen Fernsehen. Die Alltagshelden laufen auch in der ARD-Mediathek und auf Youtube ausgezeichnet. Sie erzielen teils millionenfach Klicks.
Ruhrgebiets-Leute halten zusammen
Das hat zum einen mit der unaufgeregten Machart zu tun: Es gibt keinen Off-Sprecher. Die Profis sprechen für sich selbst. Nur unheilschwangere Musik untermalt das Geschehen. Drohnen-Aufnahmen – inzwischen in den Dritten Programmen ein nerviger Dauerbestandteil – sind nur spärlich eingesetzt. Der Hausbewohner, den der „Angriffstrupp“ bewusstlos aus dem Treppenhaus gerettet hat, wird nicht ewig abgefilmt. Nur kurz spricht einer der Retter ihn an, fragt nach möglichen weiteren Leuten im Dachgeschoss.
Es muss geklärt werden, wer noch in welcher Wohnung sein könnte. Die Kräfte gehen mit einer Art Fragebogen herum. Die Zeichnung zeigt das Mehrfamilienhaus im Querschnitt, immer mehr Wohnungen haken sie ab.
Die zweite Stärke dieser Reihe ist die Menschlichkeit, die viele im Leute im Ruhrgebiet so auszeichnet. „Lass uns das mal in die Zange nehmen, damit die Scheiße nicht übergreift“, ist die bildliche Anweisung eines Feuerwehrmanns an seinen Kollegen. „Vergessen Sie ihre Schlüssel nicht“, sagt einer der Einsatzkräfte behutsam zu einer Frau, die er aus dem Nebenhaus führt. Die Nachbarn halten zusammen, holen eine Gartenbank für die Senioren und einen Mineralwasserkasten für die Feuerwehrleute. Ein kleines Mädchen schenkt den sichtlich gerührten Helfern eine Tüte mit Erdnüssen.
Im Inneren des Hauses waten zwei Männer in schwerem Atemschutz durch Ruß, Trümmer und Schutt. Mittendrin liegt eine verformte altmodische Rippenheizung. Hohe Flammen haben die rustikale Eiche-Schrankwand verkohlt, die Lehnen der Esszimmerstühle sehen aus wie in der Mitte abgebissen. „Bei 400 Grad fängt Putz an abzuplatzen. Und der ist restlos weg“, sagt ein Feuerwehrmann. 800 Grad seien es vermutlich gewesen, schätzt sein Kollege. Nach ersten Erkenntnissen hatte wohl eine Sauerstoff-Flasche des alten Mannes im Raum das Feuer beschleunigt. Der Mann, der hier gelebt hat, wird eine Woche nach dem Feuer an den Folgen der Rauchvergiftung sterben.
Kamerateams begleiteten die Feuerwehrleute im Ruhrgebiet 70 Tage lang, rund um die Uhr. Bis zu 40 Spezialkameras – sogenannte Bodycams – waren dabei zum Teil gleichzeitig im Einsatz. „Mich beeindruckt, mit wie viel Mut und Herz die Feuerwehren täglich Leben retten und für Sicherheit sorgen“, sagt dazu der WDR-Programmdirektor Information, Fiktion und Unterhaltung, Jörg Schönenborn. „Danke an die Duisburger Feuerwehrleute, dass sie uns mit so viel Vertrauen aufgenommen haben und dass sie uns einen intensiven Einblick in ihre Arbeit gewähren. Wer täglich bereit ist, mit großem persönlichen Risiko das Leben anderer zu retten, leistet einen großen Dienst zum Zusammenhalt der Gesellschaft.“