Eine Wahlrechtsreform erschüttert Neukaledonien: Gewaltsam protestieren Ureinwohner dagegen in Frankreichs Überseegebiet. Nun können Touristen die Insel verlassen.
Das französische Überseegebiet Neukaledonien kommt nicht zur Ruhe. Dutzende Straßensperren der Unabhängigkeitsbefürworter, die Sicherheitskräfte freigeräumt hatten, wurden zuletzt wieder aufgebaut. Mit Eisenstangen bewaffnete Aufständische verbarrikadierten sich hinter den Hindernissen Richtung Flughafen, die sie unter anderem aus aufeinander gestapelten, ausgebrannten Autos errichtet hatten.
Am Dienstag will Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in das französische Überseegebiet reisen. Er wolle dort ein Gremium für den Dialog einrichten, um eine politische Antwort auf den Konflikt zu finden, teilte Regierungssprecherin Prisca Thevenot in Paris mit.
Keine Flüge von und nach Neukaledonien
Die Straße zum Flughafen wird seit Tagen blockiert. Flüge von und nach Neukaledonien sind ausgesetzt. Am Samstag hatte die Regierung erklärt, dass 3200 Menschen wegen der Flugausfälle festsitzen. Australien und Neuseeland haben nun erste Maschinen in Richtung Südsee geschickt, um Evakuierungsflüge für ihre Bürger zu starten.
Der internationale Flughafen La Tontouta nahe der Hauptstadt Nouméa soll bis mindestens Donnerstagmorgen für den kommerziellen Flugverkehr geschlossen bleiben, wie der Betreiber ankündigte.
Paris entsendet hunderte von Sicherheitskräften
Der Vertreter der französischen Regierung in Neukaledonien, Louis Le Franc, sagte, es gebe immer noch zahlreiche Plünderungen und „große Feuer“. Schulen, Postfilialen und Tankstellen blieben bis auf wenige Ausnahmen geschlossen.
Mittlerweile sind hunderte von Sicherheitskräften in dem französischen Überseegebiet eingetroffen, um die Situation wieder unter Kontrolle zu kriegen. Le Franc warnte die Protestierenden: „Wenn sie ihre Waffen einsetzen wollen, gehen sie jedes Risiko ein.“ Der Konflikt bleibe ernst und sei „beispiellos“, fuhr er fort.
Das Volk der Kanak macht 41 Prozent der Bevölkerung aus
Seit Jahrzehnten gibt es Konflikte zwischen Paris und Neukaledonien mit seinen knapp 270.000 Einwohnern. Rund 41 Prozent von ihnen gehören der indigenen Bevölkerung an, 24 Prozent haben europäische – zumeist französische – Wurzeln. Es gibt zwar eine starke seperatistische Bewegung. Doch in drei Volksabstimmungen sprachen sich die Wahlberichtigen in den vergangenen Jahren stets gegen eine Unabhängigkeit von Frankreich aus. Die Inselgruppe rund 1500 Kilometer östlich von Australien ist nicht nur reich an Rohstoffen, sie hat für Frankreich auch eine strategische Bedeutung.
Orkney-Inseln neue Regierungsform
Quellen: DPA, Reuters, AFP