Schweigegeld-Prozess gegen Trump: Richter lässt Saal räumen

Im Schweigegeld-Prozess gegen den früheren US-Präsidenten Donald Trump hat der Richter am Montag zwischenzeitlich den Gerichtssaal in New York räumen lassen. Zuvor hatte der von der Verteidigung in den Zeugenstand gerufene Anwalt Robert Costello wiederholt seine Ablehnung über Entscheidungen von Richter Juan Merchan zum Ausdruck brachte.

Jedes Mal, wenn Merchan einem Einspruch der Staatsanwaltschaft stattgab, schüttelte Costello – der früher den Hauptbelastungszeugen Michael Cohen beriet – den Kopf oder seufzte theatralisch. Auf einen weiteren Einspruch, dem Merchan stattgab, reagierte Costello mit einem hörbaren „Jeez!“ (auf Deutsch in etwa „Du meine Güte!“). Merchan forderte Costello daraufhin auf, Äußerungen wie diese zu unterlassen, „wenn Ihnen meine Entscheidung nicht gefällt“. 

Costello starrte Merchan in die Augen, woraufhin der Richter fragte, ob Costello ihn niederstarre. Daraufhin ließ Merchan den Saal räumen. Die Journalisten, die seit Wochen über den ersten Strafprozess gegen einen früheren US-Präsidenten berichten, zögerten, dem nachzukommen.

Bewaffnete Beamte, die das Gericht bewachten, forderten die Reporter daraufhin auf, den Saal zu verlassen, Trumps Unterstützer durften hingegen offenbar bleiben. Als Merchan die Öffentlichkeit und die Presse wieder in den Gerichtssaal ließ, schien die Stimmung weniger aufgeheizt zu sein. Costello äußerte sich jedoch weiterhin kritisch.

Trump wird in dem Verfahren beschuldigt, mit gefälschten Geschäftsunterlagen ein Schweigegeld an die frühere Pornodarstellerin Stormy Daniels vertuscht und damit in verdeckter Weise in die Präsidentschaftswahl eingegriffen zu haben. Durch die Zahlung war die frühere Pornodarstellerin dazu gebracht worden, über eine angebliche Sexaffäre zu schweigen, die sie laut ihrer Schilderung im Jahr 2006 mit dem Immobilienmogul hatte. Trump bestreitet jeglichen sexuellen Kontakt mit der Frau.

Cohen überwies 130.000 Dollar (nach heutigem Wert etwa 120.000 Euro) an Stormy Daniels. Das Geld bekam er laut Anklage später von Trump erstattet, als dieser bereits Präsident war. Die Erstattungen an Cohen wurden demnach fälschlich als Anwaltskosten deklariert. Das Schweigegeld wird von Trumps Verteidigern nicht bestritten – wohl aber, dass ihr Mandant in dessen Zahlung eingeweiht gewesen sei.

Trump bezeichnet den New Yorker Prozess wie auch die drei weiteren gegen ihn erhobenen strafrechtlichen Anklagen als politisch motivierte Manöver, um seinen Wiedereinzug ins Weiße Haus zu verhindern. Der 77-jährige Rechtspopulist will bei der Präsidentschaftswahl im November gegen Amtsinhaber Joe Biden antreten, dem er bei der Wahl 2020 unterlegen war.