Stuhlproben können viele Hinweise enthalten, wie gesund die Menschen sind. In Laboren suchen Fachleute nach Viren, Bakterien und Parasiten.
Was hier unter einer Art überdimensionaler Dunstabzugshaube und weitgehend hinter einer Glasscheibe portioniert wird, war mal Frühstück, Mittagessen oder Abendbrot. Wenn gegen Mittag die aus Arztpraxen und Krankenhäusern angelieferten Stuhlproben im Labor der Firma Bioscientia in Ingelheim ankommen, wird das Material zunächst aufgeteilt.
Mit einem Teil werden Kulturen für Bakterien wie Salmonellen und Campylobacter angelegt, der andere wird für sogenannte PCR-Tests – Testverfahren zum Nachweis spezifischer Gensequenzen – vorbereitet, wie Labormediziner Gergely Bodis erklärt.
Was dann passiert, ist gewissermaßen Detektivarbeit: Viele Viren, Bakterien und Parasiten können Magen-Darm-Probleme und Durchfallerkrankungen verursachen. Zu den wohl bekanntesten Erregern zählen Noroviren, von denen das Robert Koch-Institut (RKI) im Jahr meist mehrere Zehntausend Fälle in Deutschland erfasst. Doch am Ende sind auch die laut RKI nur für maximal etwa die Hälfte der nicht-bakteriellen Infektionen des Magen-Darm-Traktes verantwortlich. Es gilt also, aus einer Fülle von Möglichkeiten den tatsächlichen Verursacher zu finden.
Verschiedene Tests
Die Technik ist inzwischen so weit, dass Proben mithilfe sogenannter Multiplex-PCR-Analysen auf einen Schlag gleich auf gut zwei Dutzend gängige Erreger hin untersucht werden können. Ein Team der Frankfurter Uniklinik hat solche Analysen mit konventionellen Methoden verglichen. Laut der im Februar veröffentlichten Studie war die Nachweisrate höher und die Ergebnisse lagen schneller vor. Zudem ermöglicht der breiter angelegte Ansatz Zufallstreffer – also weist Erreger nach, auf die der Arzt womöglich gar nicht getippt hat.
PCR-Tests können keine Hinweise darauf liefern, ob Erreger gegen Antibiotika resistent sind. „Wenn dies für eine gezielte Therapie oder zur Ausbruchsüberwachung und -kontrolle erforderlich ist, müssen die Proben daher weiterhin kultiviert werden“, heißt es in der Studie.
Auch im Bioscientia-Labor stehen die klassischen Petrischalen mit meist bunten Nährböden stapelweise auf den Tischen. Hier wird geschaut, ob sich lebensfähige Bakterien in einer Stuhlprobe befinden, wie Mediziner Bodis erklärt. Inzwischen gebe es immer mehr Menschen, die sich aus Interesse für ihren Körper mit dem Mikrobiom ihres Darms auseinandersetzen – also der Zusammensetzung der Mikroorganismen dort.
Problem: Es gibt keinen Standard
So mancher nutzt Testkits in der Hoffnung, mit den Ergebnissen Problemen auf die Spur zu kommen oder die eigene Ernährung gezielt anpassen zu können. Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten rät von solchen Selbsttests allerdings ab. Unter anderem, weil sie nicht standardisiert und für Anwender schwer zu interpretieren seien.
Es mache etwa einen großen Unterschied, woher im Darm der Stuhlgang stammt, erklärt die Bonner Fachärztin Birgit Terjung. Es gebe bis dato auch keinen etablierten Standard, was etwa ein gesundes Darmmikrobiom ausmache. Das Mikrobiom variiere zudem vergleichbar mit einem Fingerabdruck. Daher sei es problematisch, aus Ergebnissen solcher Testkits weiterführende Empfehlungen etwa zur Ernährungsumstellung oder zur Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln abzuleiten.
Für eine herkömmliche Analyse reiche eine geringe Menge Kot, sagt Bodis: haselnussgroß. „In der Regel sind die Patienten großzügiger.“ Stärker irritiere die Belegschaft, wenn die Menschen nicht das für die Stuhlproben vorgesehene Equipment nutzen. Bioscientia-Fachärztin Daniela Şaşma, erzählt, dass manche Proben in Marmeladengläsern kommen. „Die haben die Filmdöschen abgelöst. Die haben wir oft gekriegt, bis sich die Digitalfotografie durchgesetzt hat.“