Die Auslieferung des Tesla Cybertruck feierte CEO Elon Musk mit einer großen Präsentation. Dort wurde angeblich demonstriert, dass der Pickup einen Porsche auf einem Anhänger schneller über die Viertelmeile bringt, als es der Porsche selbst schafft. Schnell wurden Zweifel laut – und nun folgte der Beweis, dass das nicht stimmen kann.
Der Tesla Cybertruck entpuppt sich mehr und mehr als das Fahrzeug der gebrochenen Versprechen. Nicht nur fördert die Verbreitung der Autos in den USA regelmäßig neue Schwächen zutage, auch die vielen Marketing-Tricks rund um den Edelstahl-Pickup erweisen sich immer wieder als Scherz. Die wohl aufsehenerregendste Demonstration der Fahrfähigkeiten: ein Rennen gegen einen Porsche – mit einem Anhänger, auf dem ein Porsche steht.
Damit hatte sich Elon Musk bei der Erstauslieferung der Cybertrucks während einer weltweit ausgestrahlten Präsentation gebrüstet. Musk zeigte die Aufnahmen eines Rennens auf der Viertelmeile – Cybertruck gegen Porsche. Der Pickup gewann, doch dann kam es noch dicker: Am Heck des Pickups war ein Anhänger befestigt, auf dem ein weiterer Porsche stand. Die Message war klar: „Der Cybertruck kann einen Porsche schneller über die Viertelmeile ziehen, als der Porsche sie selbst fährt“, so Musk voller Stolz.
Schnell rief das Zweifler auf den Plan. Der Youtube-Kanal „Engineering Explained“ rechnete vor, dass irgendwas mit dem gezeigten Tesla-Video nicht stimmen könne – und bekam sogar von Wes Morrill, derzeit leitender Ingenieur für den Cybertruck bei Tesla, Recht. Dieser gab Sicherheitsgründe dafür an, dass man im Video kein Rennen auf der Viertel-, sondern lediglich der Achtelmeile sehe (hier erfahren Sie mehr).
Ohne Anhänger ist der Cybertruck schwer zu schlagen
Den Fachmagazin „Motortrend“ reichte das nicht – sie wollten den Beweis in der echten Welt erbringen, dass Musk geschwindelt hat, ohne den Truck unnötig schlecht zu reden. Daher erklären die Experten gleich zu Beginn: „Mit einer Beschleunigung von nur 2,5 Sekunden auf 60 Meilen pro Stunde schlägt Teslas dreimotoriger Elektro-Lkw im Test jede Corvette, jeden McLaren und alle bis auf einen Lamborghini, die wir jemals in einem branchenüblichen Beschleunigungstest getestet haben. Und das ohne Anhänger, versteht sich.“
Doch reicht das, um den Anhängertest in der realen Welt zu bestehen? Die kurze Antwort: nein.
Für den Testaufbau hat sich „Motortrend“ streng an die Fahrzeuge gehalten, die das Tesla-Video vorgibt. Also kam als Porsche nur der 911 Carrera T in Frage, der auch im Herstellermaterial zu sehen ist. Der Carrera T ist der „langsamste“ (immer noch schnelle) 911er, den man aktuell kaufen kann. Der Cybertruck bekam einen leichten Aluminium-Anhänger verpasst, darauf ein weiterer 911 T.
Das Ergebnis: Von sechs Viertelmeilenrennen verlor der Cybertruck sechs. Kein einziges Mal wurde der Elektro-Pickup dem Porsche gefährlich, wenn es Richtung Zielgerade ging. Vergleicht man die beste Zeit des Cybertrucks und den langsamsten Lauf des 911ers, dann beträgt der Unterschied mindestens 0,229 Sekunden.
Und wie sieht es bei der Achtelmeile aus? Auch hier siegte der Porsche in vier von sechs Rennen – selbst die deutlich kürzere Distanz bewältigt der Truck mit Anhänger nur selten schneller als der Sportwagen ohne zusätzliche Last.
Ein weiteres gebrochenes Tesla-Versprechen
„Motortrend“ kommt daher zu dem Fazit: „Hier ist die Wahrheit: Ein Tesla Cybertruck kann einen Porsche 911 Carrera T nicht schneller über eine Viertelmeile ziehen, als der 911 Carrera T allein. Fügen Sie dies der langen Liste der gebrochenen Tesla-Versprechen hinzu.“
Kleiner Trost: „Motortrend“ gibt an, dass der Cybertruck ohne Anhänger kein Problem damit hätte, einen Porsche 911 Carrera T zu deklassieren. Davon war bei der Herstellerpräsentation aber nicht die Rede.