Regen und kühlere Temperaturen haben bei der Bekämpfung des heftigen Waldbrands in Kanadas wichtigster Ölförderregion geholfen. Das Feuer südwestlich von Fort McMurray sei nicht näher an die Stadt herangerückt, sagte die Sprecherin der Feuerwehr der Provinz Alberta, Josee St-Onge, am Donnerstag (Ortszeit) bei einer Pressekonferenz. Allerdings werde das Feuer weiterhin als außer Kontrolle eingestuft. Die Flammen zerstörten demnach bereits fast 21.000 Hektar Wald.
Das Großfeuer war der Sprecherin zufolge nur 4,5 Kilometer von Fort McMurray entfernt. Dank niedrigerer Temperaturen und einer Abschwächung des Windes sei es aber mittlerweile „deutlich weniger aktiv“, so dass sich „für die Feuerwehrleute ein gutes Fenster für Fortschritte“ aufgetan habe. Es erfordere allerdings „Zeit und harte Arbeit, einen Waldbrand dieser Größe zu löschen“, fügte St-Onge hinzu. Möglicherweise sei die Feuerwehr noch Monate damit beschäftigt.
Wegen des Waldbrandes war vergangenes Wochenende die Evakuierung von mehr als 6000 Menschen aus Fort McMurray angeordnet worden. Am Donnerstag lag weiter ein Schleier aus Rauch über der Stadt. „Die nächsten paar Tage sind sehr wichtig“, betonte Bürgermeister Sandy Bowman. Wenn die Löscharbeiten gut vorankämen, könnten die von der Evakuierung betroffenen Bürger kommenden Dienstag in ihre Häuser zurückkehren.
Nach Angaben der Analysefirma Rystad Energy haben die rund um Fort McMurray tätigen Ölfirmen, darunter Suncor, Canadian Natural Resources und Syncrude, noch keine Beeinträchtigung ihrer Aktivitäten in der Region wegen des Waldbrandes gemeldet. Die tägliche Fördermenge von mehr als 2,1 Millionen Barrel Öl sei aber womöglich nicht beizubehalten, „wenn sich die Bedingungen wesentlich verschlechtern“ sollten. Mehrere Unternehmen wie Imperial Oil verringerten in den vergangenen Tagen die Zahl ihrer Mitarbeiter im Dienst auf das Mindestmaß.
Der kanadische Minister für Katastrophenvorsorge, Harjit Sajjan, kündigte am Donnerstag an, dass die Regierung in den kommenden Tagen 256 Millionen kanadische Dollar (172,9 Millionen Euro) für neue Ausrüstung für die landesweite Brandbekämpfung bereitstelle. „Wir leben heute in einer neuen Realität“, sagte er in Manitoba, wo weiterhin eine Evakuierungsanordnung für 550 Menschen galt.
„Waldbrände sind immer schon in Kanada aufgetreten, neu ist ihre Häufigkeit und Intensität“, fügte der Minister hinzu. Als Ursache nennen Experten den globalen Klimawandel. In der Provinz Alberta wüten derzeit mehr als 40 Waldbrände, in der Nachbar-Provinz British Columbia sind es sogar mehr als 120.