In Rouen in Nordfrankreich versucht ein Mann, eine Synagoge in Brand zu stecken. Die anrückende Polizei erschießt ihn und verhindert das Feuer. Das berichtet der Innenminister.
In Frankreich hat ein erneuter mutmaßlich antisemitischer Anschlag für Erschütterung gesorgt: Die Polizei im nordfranzösischen Rouen verhinderte am Morgen einen Brandanschlag auf eine Synagoge und erschoss den bewaffneten Tatverdächtigen. Innenminister Gérald Darmanin schrieb im Onlinedienst X, der Mann habe offensichtlich versucht, die Synagoge in Brand zu setzen und sei von den Einsatzkräften getötet worden.
Die Beamten seien am Morgen alarmiert worden wegen einer „Rauchentwicklung“ in der Nähe der Synagoge im historischen Zentrum, hieß es aus Polizeikreisen. „Der Mann war mit einem Messer und einer Eisenstange bewaffnet“, sagte eine mit dem Fall vertraute Quelle. Der Mann habe sich den Polizisten genähert, die das Feuer eröffnet und ihn getötet hätten. Seine Identität konnte demnach zunächst nicht festgestellt werden.
Bürgermeister Mayer-Rossignol: Rouen steht unter Schock
Innenminister Darmanin lobte die Polizisten für „ihre Reaktionsfähigkeit und ihren Mut“. Bürgermeister Mayer-Rossignol schrieb im Onlinedienst X, dass außer dem Angreifer niemand zu Schaden gekommen sei. Dennoch sei die gesamte Stadt „betroffen“ und stehe „unter Schock“.STERN PAID 45_23 Stimmen Juden 8.10
Rabbiner Schmuel Lubecki antwortete auf die Frage nach möglichen Schäden, er hoffe, dass die Thorarollen nicht betroffen seien. „Sie sind das Wichtigste, was es in der Synagoge gibt.“ Die Gemeinde, der laut Lubecki bis zu 200 Familien angehören, sei „erschüttert“.
Geprüft wird auch, ob der Schuss auf den Brandstifter gerechtfertigt war
Die Staatsanwaltschaft in Rouen leitete zwei getrennte Untersuchungen zu dem Vorfall ein. Es werde wegen Brandstiftung und Gewalt gegen Amtspersonen ermittelt, sagte Staatsanwalt Frédéric Teillet. Zudem sollen nach seinen Angaben die Umstände des Todes des Verdächtigen ermittelt werden – ein in solchen Fällen in Frankreich übliches Verfahren.
In Frankreich lebt die größte jüdische Gemeinschaft außerhalb Israels und der USA. Zugleich ist das Land Heimat von Europas größter muslimischer Gemeinde.PAID Terrorismus Netz Digital – 14.30 Uhr
Der Vorsitzende des jüdischen Dachverbands in Frankreich (Crif), Yonathan Arfi, erklärte auf X: „Der Versuch, eine Synagoge anzuzünden, bedeutet, dass man alle Juden einschüchtern will.“ Es solle „wieder einmal ein Klima des Terrors über die Juden in unserem Land verbreitet werden“, schrieb Arfi. „Antisemitismus bekämpfen bedeutet die Republik zu verteidigen.“
Mehr Anschläge in Frankreich: Holocaust-Mahnmal geschändet
Antisemitische Straftaten im Land haben seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen zugenommen. Zudem gab es in den vergangenen Monaten zahlreiche pro-palästinensische Proteste in Frankreich.Antisemitismus Berlin 12.53
Anfang der Woche hatten Unbekannte in Paris das nationale Holocaust-Mahnmal geschändet, indem sie rote Graffiti in Form von Händen an die Schoah-Gedenkstätte sprühten. Innenminister Darmanin hatte im April die Präfekten der Departements angehalten, die Sicherheitsvorkehrungen vor jüdischen Gebetsstätten sowie vor konfessionellen Schulen zu verstärken.
Frankreich wurde ab 2015 von einer Flut islamistischer Anschläge erschüttert, die auch Juden zum Ziel hatten. In den vergangenen Monaten kam es zu vereinzelten Anschlägen. Frankreichs Sicherheitswarnstufe bleibt auf höchstem Niveau.
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